ZIA-„Tag der Immobilienwirtschaft“: Man kennt sich, man schätzt sich

Der Immobilien-Lobbyverband ZIA trifft Politik und Banken. Gegen ihre Wohnungspolitik demonstriert das Bündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn.

Demonstrant mit Plakat "Niedrige Miete? Nein! Zuerst kommt meine Rendite!"

ZIA-Immobilientag: „Superclan-Treffen? Ist unsere Stadt in Gefahr?“ Foto: Jens Kalaene/dpa

BERLIN taz | In der Krone des Tempodroms tagen die Könige, draußen demonstriert das Fußvolk. „Superclan-Treffen? Ist unsere Stadt in Gefahr?“, steht auf einem Plakat vor der Veranstaltungshalle. Ja, das ist sie. Nein, es sind keine arabischen Clans, die dafür sorgen. Es sind die Topmanager der Immo-Branche und hochrangige Ver­tre­te­r*in­nen aus Politik und Finanzbranche, die sich an diesem Dienstag zum alljährlichen „Tag der Immobilienwirtschaft“ des Zentralen Immobilienausschusses (ZIA) versammeln.

Der ZIA ist mit 37.000 Mitgliedern der größte Lobbyverband der Immobilienwirtschaft. Er vertritt die Interessen der gesamten Branche: Vonovia, Adler Group, Engel & Völkers, Covivio, you name it. Jährlich veröffentlichen die selbst ernannten „Immobilienweisen“ der ZIA ein „Frühjahrsgutachten“ mit Forderungen an die Politik: weniger Regulierung bei mehr staatlicher Förderung von Neubau etwa.

Das Bündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn kritisiert die Forderungen als „undemokratisch“ und „unmenschlich“. Es ginge nur darum, möglichst große Profite auszuschlachten. Bundesregierung und Berliner Senat setzten die ZIA-Politik um und missachteten damit den Willen der Bevölkerung. Das Ergebnis: „Soziale Säuberung der Städte, Wohnungslosigkeit und ein ständiges Leben in Angst vor der Verdrängung.“

Vor dem Eingang des Tempodroms demonstrieren die Aktivist*innen. Auf dem Rasen liegen weiß angemalte Puppen, die die Opfer der „Politik der Verachtung“ symbolisieren sollen. Darunter Tim S., der angesichts seiner Zwangsräumung vor den Augen des Gerichtsvollziehers aus seiner Wohnung im 5. Stock sprang.

Ak­ti­vis­t*in­nen kommen mit ZIA-Mitgliedern ins Gespräch

Bevor die Immo-Heinis (fast ausschließlich Männer) in ihren abgesperrten Kronen-Tempel verschwinden, versuchen ihnen die Mie­te­r*in­nen Protestflyer zuzustecken. Nirgends ist man vor den Aktivisten sicher!

Sie würden weitgehend ignoriert, erzählt eine Aktivistin, angefeindet kaum. Andersherum scheint das nicht ausnahmslos zu gelten: „Ihr habt mich schon bedroht!“, ruft ein Anzugträger ihnen im Vorbeigehen zu. Einen Kuschelkurs in Reaktion auf Zwangsräumungen zu erwarten, sei auch viel verlangt, bemerkt eine Aktivistin schmunzelnd.

Entgegen eigener Erwartungen komme man mit einigen auch ins Gespräch. „Manche gestehen ein, dass uns der Laden auseinanderfliegt“, einige seien auch bereit, Grund und Boden zu vergesellschaften. Der Grundtenor sei jedoch: „Wir haben die Konzepte und wir sind die Guten.“ Verkehrte Welt? Der 1. April ist vorbei, Jungs.

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