Petar Wolgin will nach Brüssel: Propaganda-Papagei aus Bulgarien

Petar Wolgin von der bulgarischen Rechtsaußenpartei „Wiedergeburt“ will ins EU- Parlament. Er gilt als Kreml-Freund und Kritiker von Ukraine-Hilfen.

Portrait von Petar Wolgin.

Politiker Petar Wolgin Foto: Facebook

Für Skandale im neuen EU-Parlament dürfte gesorgt sein, sollte Petar Wolgin am Sonntag in Bulgarien das Ticket nach Brüssel lösen. Der 54-Jährige mit deutlich gelichtetem Haupthaar tritt für die Rechtsaußenpartei Wasraschdane (Wiedergeburt) an. Die könnte bis zu 3 von 17 Mandaten gewinnen, die dem Balkanstaat zustehen.

Bei einer TV-Debatte am Sonntag wäre es fast zum Eklat gekommen, als sich Wolgin wieder einmal am Ukrainekrieg abarbeitete. Sollte Bulgarien kein Vetorecht mehr haben, werde die EU Soldaten in die Ukraine schicken, behauptete er – Subtext ergo auch bulgarische. Dass das barer Unsinn ist, ficht den Journalisten nicht an.

Überhaupt: Einen besseren Propaganda-Papagei in Bulgarien als Wolgin kann sich der Kreml nicht wünschen. Ukrai­nehilfen seien in Wahrheit eine Unterstützung für das Regime von Wolodymyr Selenskyj, sagte er unlängst. Das Einzige, was dieser illegitime Präsident tue, sei, so viele seiner Landsleute wie möglich zu begraben.

Russophilie war Wolgin, in Sofia geboren, in die Wiege gelegt – genauso wie der Drang, sich auf einer Bühne zu produzieren. Sein Vater, Verfasser mehrerer Bände mit KP-Parteilyrik, arbeitete im Radio und als Dramaturg an mehreren Theatern. Als Kind trat Wolgin im Palast der Pioniere auf, als Zehnjähriger gewann er einen Hörspielwettbewerb des bulgarischen nationalen Radios (BNR). Er absolvierte eine Mittelschule mit dem Schwerpunkt Russisch, ein altsprachliches Gymnasium und schloss ein Studium der bulgarischen Philologie an der Sofioter Universität St. Kliment Ohridski ab.

Wolgin nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau

Ende der 90er Jahre ging er zum BNR, wo er mehrere bekannte Sendungen moderierte – darunter „12 plus 3“ sowie „Politisch inkorrekt“. Dort nahm er es mit der Wahrheit oft nicht so genau, auch die Auswahl der Gäste hatte eine gewisse Schlagseite. 2022 verbreitete Wolgin die Falschmeldung, das ukrainische Asow-Bataillon habe zwei Schiffe gekapert, eins davon soll bulgarische Seeleute an Bord gehabt haben.

Die bulgarische Medienaufsichtsbehörde sprach eine Rüge aus. Im Dezember 2023 unterband die BNR-Führung die Ausstrahlung eines Interviews mit der russischen Botschafterin in Bulgarien, Eleo­nora Mitrofanowa.

Derzeit läuft gegen Wolgin ein Gerichtsverfahren. Nachkommen von Opfern der KP-Herrschaft hatten eine Sammelklage eingereicht. 2023 hatte er die Einrichtung des Volksgerichtshofs als ersten größeren Akt der KP gepriesen. Dessen Urteilen fielen Tausende zum Opfer. Was wird aus Wolgin, sollte es nicht für Brüssel reichen? Der BNR wird kaum auf ihn warten.

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