„Die Partei“ vor der EU-Wahl: Wahlkampf in der DDR

Ex-Berufssatiriker Martin Sonneborn will wieder ins EU-Parlament einziehen. Alleine will er „den Scheiß“ für Die Partei aber nicht machen.

Martin Sonneborn an einem Mikrofon.

Martin Sonneborn, Vorsitzender von Die Partei Foto: Uwe Meinhold/imago

BERLIN taz | Es ist nicht gerade die schönste Ecke Berlins, an der Martin Sonneborn zur künstlerischen Wahlkampfveranstaltung seiner Partei namens Die Partei geladen hat. Grau ist an diesem Ende der Torstraße in Mitte nicht nur der Himmel. Laut ist es obendrein. Hier werden Autofahrer noch nicht von Radverkehrsanlagen ausgebremst.

Die kleine Anlage, die die Partei aufgebaut hat, tut sich schwer im Kampf mit dem Verkehrslärm hier „in der DDR“, wie Sonneborn bei der Begrüßung der etwa 40 Versammelten sagt. Der ehemalige Berufssatiriker aus dem Hause Titanic möchte zum dritten Mal ins EU-Parlament einziehen und seine Karriere als witzelnder EU-Kritiker fortsetzen.

An diesem frühen Montagabend hat er zur Ausstellungseröffnung mit Gemälden des Karikaturisten Rudi Hurzlmeier geladen. In der Kellergalerie „Tor218 Artlab“ hängen die Bilder. Auf einem ist der Parteichef zu sehen, wie er auf dem Europastier reitet, dabei eine Halbe Bier in die Luft hält und sich einen Dreck um den Stinkefinger schert, dem ihm jenes Europa zeigt, das er wohl gerade von dem mächtigen Tier gestoßen hat. So will sich Sonneborn wohl sehen. Als einer, der es Europa so richtig zeigt. „Einer hat mal über mich geschrieben, ich sei der Spion der kleinen Leute in der EU“, sagt er im Gespräch.

Sonneborn will die EU nicht den „Leyen“ überlassen

Es der EU zeigen, das ist nicht immer einfach. Sonneborn wollte Hurzlmeiers opulente Bilder, bei denen eine kriegslüstern dargestellte EU-Kommissionspräsidentin vielleicht noch viel schlechter wegkommt, als sie Sonneborn findet, der die EU „nicht den Leyen“ überlassen möchte, im EU-Parlament in Straßburg zeigen. Das durfte er aber nicht. Anstößige“ Bilder, „aufrührerische“ oder „im Widerspruch zu den Werten der EU“ stehende Kunst sei nicht erwünscht gewesen, sagt Sonneborn – und präsentiert die Bilder als „verbotene Ausstellung“.

Später schreibt er Autogramme und posiert mit seinen Fans für Selfies. Einer sagt ihm seine Unterstützung zu. Sonneborn kann sich nicht recht wehren gegen die Zuneigung des Mannes mit einem schwarz-rot-goldenen Anstecker am Revers. Der stellt sich später als Patrick Bütow vor und trommelt im EU-Wahlkampf für das Bündnis Sahra Wagenknecht. Weil sich endlich etwas ändern müsse, weil die Leute sich nichts mehr zu sagen trauen. An die DDR erinnere ihn das. Schon wieder DDR.

„Die Partei ist nicht nur notwendig, sondern hinreichend“, sagt derweil ein Sonneborn-Fan zu seinem Idol. „Das verstehe ich nicht“, sagt der. Und beide freuen sich. Sonneborn rechnet fest mit dem Wiedereinzug ins Parlament. Sollte die Partei auf 1,6 Prozent kommen, zöge auch die Schriftstellerin Sibylle Berg für Die Partei ins Parlament ein. Sonneborn fände das gut: „Dann müsste ich den ganzen Scheiß nicht alleine machen.

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