Entspannung während der Schwangerschaft: Warten auf ein Junibaby

Die Wochen vor einer Geburt sind schwierig, wenn bereits Kinder da sind. Nicht nur für Schwangere auch für Partner*innen.

Ein Kind fast an den Bauch einer Hochschwangeren.

Zum Ende der Schwangerschaft wird es anstrengend, gerade wenn es Geschwisterkinder gibt Foto: Jamie Grill//imago

Schwangeren wird geraten, die Wochen vor der Geburt mit Entspannung und Geburtsvorbereitung zu verbringen. Bei uns sind diese Wochen gerade vor allem beschwerlich. Eigentlich hatte ich versucht, dafür vorauszuplanen, immerhin ist es das dritte Kind – aber wie das Leben so spielt, hat das nicht funktioniert.

Nun stoße ich also regelmäßig an meine körperlichen Grenzen und fange langsam an zu schwitzen, wenn ich an den sich nähernden Entbindungstermin denke. Wie atmet man nochmal in der Austreibungsphase? Und wo ist die Babywanne für den Kinderwagen?

Es gibt Tage, da bin ich voller Tatendrang. Da baue ich dann flugs das Babybett zusammen und wasche die winzigen Bodys, damit das Kind wenigstens was anzuziehen hat. Doch meist überkommt mich schon am frühen Nachmittag eine bleierne Müdigkeit, die ich nicht mit Koffein bekämpfen soll, der ich aber auch nicht nachgeben kann, weil ich ja noch die Kinder abholen muss. Manchmal lege ich einen Mittagsschlaf ein, nach dem ich aber oft weder weiß, wer noch wo ich bin und eine halbe Stunde brauche, um in mein irdisches Leben zurückzufinden.

Total ausgebrannt

Wenn ich an so einem Tag meinen runden Körper erst zum Kindergarten und dann zur Schule schleppe, um die Kinder einzusammeln und sie zu ihren Nachmittagsaktivitäten zu bringen, frage ich mich, wieso es neben dem Mutterschutz keinen Part­ne­r*in­nen­schutz gibt, zumindest für die letzten Wochen vor Geburtstermin – vor allem, wenn es bereits Geschwisterkinder gibt. Denn so wie es gerade läuft, sind wir, bis das Baby da ist, total ausgebrannt.

Schwangeren nimmt man kurz vor der Geburt ihre körperliche Trägheit in der Regel nicht übel. Nur muss alles, das ich nicht mehr schaffe, mein Partner vor und nach seiner Lohnarbeit erledigen. Der macht sonst schon genug, jetzt verschiebt sich die Last aber unangenehm auf seine Seite.

Tagsüber versuche ich, so viel im Haushalt zu erledigen, wie möglich – aber es gibt eine gewisse Uhrzeit, ab der alles, was auf unserem alten Fischgrätparkett liegt, nicht mehr meine Sache ist. Mit einem 3-Kilo-Baby im Bauch gibt es ein Pensum an Bücken, das ich leisten kann und danach ist alles, das runterfällt, für mich verschwunden. Groß einkaufen oder die Kinder baden schaffe ich kaum noch.

Vielleicht doch kein Junibaby

An schlechten Tagen ist meine Geduld vor dem Abendessen aufgebraucht, weil mir die Hüfte weh tut, die Beine dick sind und sich untenrum ein Gefühl einstellt, als würde mir das Baby bereits halb aus dem Körper hängen. Die Wochenendaktivitäten habe ich längst abgegeben, für Spielplatzbesuche ist er zuständig und abends bin ich oft trotzdem zu erschöpft, um die Kinder hinzulegen.

Vielleicht ist es das Timing. Denn auch wenn alle sagen, es sei toll, ein Junibaby zu kriegen, heißt ein Junibaby auch, dass die Sommerferien vor der Tür stehen, zusätzliche Schul- und Kitaveranstaltungen absolviert werden wollen, die Kinder ständig früher Schluss haben und das große Kind bald neun Wochen lang zu Hause ist.

„Bleiben Sie aktiv, aber achten Sie auf Entspannung, kommen Sie zur Ruhe, damit das Baby weiß, es darf sich langsam auf den Weg machen“, sagte die Gynäkologin letztens. Ich musste lachen. Wenn das Baby wirklich darauf wartet, dass ich mich entspanne, dann wird es ja vielleicht doch kein Junibaby.

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Schreibt über Gesellschaft, Politik, Medien und manchmal über Österreich. Kolumne "Kinderspiel". War 2013 Volontärin der taz panter-Stiftung, dann taz-Redakteurin. Von 2019 bis 2022 Ressortleiterin des Gesellschafts- und Medienressorts taz zwei. Lebt und arbeitet in Wien.

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