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Europa schwitzt sich zu Tode

2023 gab es eine Rekordzahl von Tagen mit extremem Hitzestress, warnen Wis­sen­schaft­le­r*in­nen

Von Susanne Schwarz

Immer mehr Menschen in Europa sterben durch extreme Hitze. Darauf weisen neueste Zahlen des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus und der Weltwetterorganisation (WMO) hin. Demnach ist die hitzebedingte Mortalität in den vergangenen zwei Jahrzehnten um etwa 30 Prozent gestiegen. Kein Wunder: Im vergangenen Jahr sind laut dem Bericht der beiden Organisationen so viele Tage mit „extremer Hitzebelastung“ gemessen worden wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Die reichen bis mindestens 1940 zurück.

„2023 hat Europa die größte Zahl von Waldbränden seit jeher beobachtet, gleichzeitig war es eines der nassesten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen, es gab ernsthafte Hitzewellen in den Ozeanen und große Überschwemmungen“, sagte Copernicus-Chef Carlo Buontempo. „Die Temperaturen steigen weiter, was unsere Daten noch wichtiger bei der Vorbereitung auf die Folgen des Klimawandels macht.“

Europa heizt sich schnell auf

Europa sei der Kontinent, der sich am schnellsten erwärme, hieß es. Über ganz Europa gemittelt waren im vergangenen Jahr elf Monate überdurchschnittlich warm. Der September sei sogar der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940 gewesen. Insgesamt sei – gemittelt über ganz Europa – 2023 ein Rekordwert an Tagen mit sogenanntem extremem Hitzestress registriert worden, also gefühlten Temperaturen von über 46 Grad.

Im Süden traten diese Temperaturen viel häufiger auf als im Norden: „In einigen Teilen Süd- und Ostspaniens, Südwestfrankreichs, Südostitaliens, Südsardiniens, Griechenlands und der Westtürkei herrschte bis zu 10 Tage lang „extreme Hitzebelastung“, schreiben die For­sche­r*in­nen von WMO und Copernicus. An vielen Orten in Europa wurden solche hohen Werte aber auch gar nicht erreicht.

Insgesamt fiel im vergangenen Jahr sieben Prozent mehr Regen als im Durchschnitt. Es sei eines der nassesten bislang registrierten Jahre gewesen, heißt es in dem Bericht. In einem Drittel des Flussnetzes in Europa seien Wassermengen verzeichnet worden, die die Hochwasserschwelle überschritten. So gab es schwere Überflutungen unter anderem in Italien und Griechenland, Ende des Jahres waren Teile Norddeutschlands betroffen. Die Meere rund um die europäischen Küsten waren im Mittel so warm wie nie zuvor seit mindestens 1980. Auch auf den Gletschern war es viel zu warm.

2023 war global extrem warm

Auch global war das vergangene Jahr ein Extremjahr. Die globalen Temperaturen erreichten im Schnitt schon fast die gefürchtete Marke von 1,5 Grad Erderhitzung im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten. Genau waren es 1,45 Grad, wie die Weltwetterorganisation kürzlich meldete.

Deutschland hat 2023 ebenfalls sein heißestes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt. Laut Deutschem Wetterdienst hat sich durch die Klimakrise um 1,8 Grad erwärmt. Das entspricht dem linearen Trend der durchschnittlichen Jahrestemperatur seit 1881.

Manche Fach­kol­le­g*in­nen aus der Wissenschaft kritisieren diese Sichtweise allerdings. Sie argumentieren: Die Temperaturkurve lässt sich nicht gut linear beschreiben, denn schon seit Mitte der achtziger Jahre liegen die Werte fast durchweg über der linearen Trendlinie, anstatt sich zufällig darum herum zu verteilen. Nimmt man den Temperaturdurchschnitt des vergangenen Jahrzehnts, liegt dieser sogar um 2,3 Grad über dem Niveau zum Ende des 19. Jahrhunderts. (mit dpa)

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