Panamas Demokratie ist in Gefahr

Am Sonntag wird in dem zentralamerikanischen Land gewählt. Den Wahlkampf prägten Skandale

Katharina Wojczenko, Bogota

Drei Millionen Pa­na­maer:in­nen werden diesen Sonntag für die Generalwahlen an die Urnen gerufen. Neben dem künftigen Präsidenten wählen sie den Vizepräsidenten, die Abgeordneten der Nationalversammlung, die Bürgermeister:innen, Stadträte, Re­gi­ons­ver­tre­te­r:in­nen und die panamaischen Abgeordneten für das Zentralamerikanische Parlament (Parlacen). Die Pa­na­maer:in­nen haben einen aggressiven Wahlkampf voller Skandale hinter sich. Die Stimmung bei den Wäh­le­r:in­nen ist laut Analysen apathisch. Über 20 Prozent sind unentschlossen.

Das Land erlebt gerade die größte Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten und braucht Veränderungen. Doch zur Wahl stehen vor allem alte und altbekannte Männer. Die graue Eminenz ist Ricardo Martinelli. Der Ex-Präsident wollte eigentlich selbst antreten, wurde aber wegen Geldwäsche zu zehn Jahren Haft verurteilt. Vor der Haftstrafe flüchtete Martinelli in die Botschaft von Nicaragua und macht seitdem von dort aus Wahlkampf für seinen Favoriten: José Raúl Mulino. Die Umfragen führt der Kandidat seiner konservativen Partei Realizando Metas und mehrfache Ex-Minister mit rund 30 Prozent der Stimmen an – bei acht Kandidaten reicht das aber nicht.

Molino gilt für viele als die sichere Option, weil er Regierungserfahrung hat, Proteste unterdrückt und als der wirtschaftsfreundlichste Kandidat gilt. Sein Wahlslogan: „Mulino ist Martinelli“. Die Frage ist, ob er die Politik seines Ziehvaters weiterführen würde, der von den USA verurteilt wurde und ausgeliefert werden sollte. Die haben sowieso ein Auge auf Panama. In dem kleinen Land endet die wichtigste und gefährlichste Migrationsroute aus Südamerika: der Darien Gap.

Außerdem ist unklar, ob die Wähler:innen, die Korruption als wichtigstes Thema nennen, sich am Ende für Martinellis Zögling entscheiden. Der ist zwar mit wirtschaftlicher Blüte verbunden – aber auch mit Korruption. Allerdings wackelt Molinos Kandidatur. Das Wahlgericht hatte ihm diese erlaubt, obwohl er sich nicht parteiinternen Vorwahlen gestellt hatte. Das oberste Gericht könnte dieses Urteil noch in letzter Minute außer Kraft setzen und ihm die Kandidatur verbieten. Zu Redaktionsschluss tagte es noch. Panama ist in Zentralamerika neben Belize die Ausnahme: Es gibt nur eine Wahlrunde, die einfache Mehrheit gewinnt. Unter den aussichtsreichsten Kandidaten ist Martinellis Vorgänger Martín Torrijos (2004–2009) vom Partido Popular und der parteilose Anwalt Ricardo Lombana. Er verkauft sich als Außenseiter, der nichts mit der traditionellen, korrupten politischen und ökonomischen Klasse zu tun habe. In den Umfragen steht er auf Platz 2. Zudem noch der ehemalige Außenminister Rómulo Roux (Cambio Democrático).

Die Bür­ge­r:in­nen treibt die Korruption um, sowie hohe Lebenshaltungskosten. In Panama, einst Lateinamerikas Vorzeigewirtschaft, wird der künftige Präsident die größte Wirtschaftskrise in Jahrzehnten erben. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts soll um fünf Prozent einbrechen. Das hat vor allem mit der Schließung der größten Freiluft-Kupfermine Zentralamerikas zu tun. 2023 hatten über Monate Massenproteste gegen die Mine das Land gelähmt. Auch die Bauarbeiten am Panamakanal stocken, um den immer krasseren Dürren begegnen zu können. Diese hatten zuletzt immer wieder für Stau auf diesem zentralen globalen Handelsweg gesorgt. Die Frage ist, wie die künftige Regierung sich diesen Herausforderungen stellt. Im Wahlkampf scheuten die Kandidaten sich, konkrete Vorschläge zu machen.