Razzia in Göttinger Hochhaus: Unprofessionell und stigmatisierend
Die Kontrolle eines Hochhauses in Göttingen war gut gemeint. Doch Stadt und Polizei haben die Bewohner*innen wie Verbrecher*innen behandelt.
Eingesperrt: Bereits vor vier Jahren waren die Bewohner*innen der Groner Landstraße Opfer von polizeilichen Maßnahmen Foto: Swen Pförtner/dpa
Eine „Verbesserung der Lebensumstände“ sollte für die Bewohner*innen erreicht werden. Das war das Ziel, das Stadt und Polizei Göttingen für ihren gemeinsamen Einsatz am Dienstag in der Groner Landstraße ausgaben. Doch so löblich das ist, so sehr hat das Vorgehen dieses Ziel verfehlt.
Mehrere hundert Bewohner*innen durch mehrere Polizei-Hundertschaften morgens um sechs Uhr aus dem Bett zu reißen, führt zu keiner Verbesserung. Die hygienischen Zustände in einem Wohnhaus lassen sich anders überprüfen, da reichen ein Klemmbrett und ein Kugelschreiber.
Und Schädlingsbefall ermittelt man auch ohne martialisches Auftreten. Wenn der Stadt Göttingen wirklich etwas am Wohlergehen ihrer Einwohner*innen liegt, dann hätte sie ihren Besuch angekündigt, wäre ausschließlich mit Sozialarbeiter*innen gekommen und hätte die Menschen gefragt, welche Unterstützung sie sich wünschen.
Eine professionelle öffentliche Verwaltung muss in der Lage sein, die Lebensumstände der Bewohner*innen ihrer Stadt auf andere Weise, als mit solch brachialen Methoden zu verbessern. Zumal die Menschen in der Groner Landstraße nicht zum ersten Mal Opfer polizeilicher Maßnahmen werden.
Der Einsatz ist kein Zufall
Spätestens nachdem ein Gericht entschieden hat, dass es nicht rechtmäßig war, im Sommer 2020 Hunderte Menschen dort festzuhalten, weil ihre Nachbar*innen mit Covid-19 infiziert waren, hätte man den Einsatz von Dienstag überdenken müssen.
Und es ist auch kein Zufall, dass der Vorfall sich genau hier zugetragen hat. In dem Wohnkomplex wohnen viele Rom*nja. Wie die Polizei sie behandelt, zeigt nach außen, dass es sich hier um Menschen handelt, bei denen es okay ist, sie wie Verbrecher*innen zu behandeln. Das macht den Einsatz unprofessionell und stigmatisierend.
Razzia in Göttinger Hochhaus: Unprofessionell und stigmatisierend
Die Kontrolle eines Hochhauses in Göttingen war gut gemeint. Doch Stadt und Polizei haben die Bewohner*innen wie Verbrecher*innen behandelt.
Eingesperrt: Bereits vor vier Jahren waren die Bewohner*innen der Groner Landstraße Opfer von polizeilichen Maßnahmen Foto: Swen Pförtner/dpa
Eine „Verbesserung der Lebensumstände“ sollte für die Bewohner*innen erreicht werden. Das war das Ziel, das Stadt und Polizei Göttingen für ihren gemeinsamen Einsatz am Dienstag in der Groner Landstraße ausgaben. Doch so löblich das ist, so sehr hat das Vorgehen dieses Ziel verfehlt.
Mehrere hundert Bewohner*innen durch mehrere Polizei-Hundertschaften morgens um sechs Uhr aus dem Bett zu reißen, führt zu keiner Verbesserung. Die hygienischen Zustände in einem Wohnhaus lassen sich anders überprüfen, da reichen ein Klemmbrett und ein Kugelschreiber.
Und Schädlingsbefall ermittelt man auch ohne martialisches Auftreten. Wenn der Stadt Göttingen wirklich etwas am Wohlergehen ihrer Einwohner*innen liegt, dann hätte sie ihren Besuch angekündigt, wäre ausschließlich mit Sozialarbeiter*innen gekommen und hätte die Menschen gefragt, welche Unterstützung sie sich wünschen.
Eine professionelle öffentliche Verwaltung muss in der Lage sein, die Lebensumstände der Bewohner*innen ihrer Stadt auf andere Weise, als mit solch brachialen Methoden zu verbessern. Zumal die Menschen in der Groner Landstraße nicht zum ersten Mal Opfer polizeilicher Maßnahmen werden.
Der Einsatz ist kein Zufall
Spätestens nachdem ein Gericht entschieden hat, dass es nicht rechtmäßig war, im Sommer 2020 Hunderte Menschen dort festzuhalten, weil ihre Nachbar*innen mit Covid-19 infiziert waren, hätte man den Einsatz von Dienstag überdenken müssen.
Und es ist auch kein Zufall, dass der Vorfall sich genau hier zugetragen hat. In dem Wohnkomplex wohnen viele Rom*nja. Wie die Polizei sie behandelt, zeigt nach außen, dass es sich hier um Menschen handelt, bei denen es okay ist, sie wie Verbrecher*innen zu behandeln. Das macht den Einsatz unprofessionell und stigmatisierend.
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Schwerpunkt Rassismus
Kommentar von
Franziska Betz
Volontär*in taz nord
Seit September 2022 Volontär*in bei der taz nord in Hamburg. Hat Politikwissenschaften und Transkulturelle Studien an der Uni Bremen studiert.
Themen
Aminata Touré: Wir können mehr sein – Die Macht der Vielfalt – taz Talk
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Franziska Betz