piwik no script img

local shortcuts

König des Comics Deutschland 2012, R: Rosa von Praunheim

„Hast Du mit ihm geschlafen?“ will er von einen der Kölner Freunde von Ralf König wissen und vor einer von dessen Comiclesungen fragt er einen arglosen Besucher, ob dieser schwul sei. Solche Momente kann es nur in Filmen von Rosa von Praunheim geben, aber in „König des Comics“ sind sie dünn gesät.

Während seine Spielfilme von der „Bettwurst“ bis zur „Dein Herz in meinem Hirn“ sowohl stilistisch wie auch inhaltlich immer wild ins Kraut schießen, ist er bei seinen Dokumentationen oft erstaunlich konventionell. So war im letzten Jahr bei „Die Jungs vom Bahnhof Zoo“ höchstens noch der Titel originell und auch „König des Comics“ würde grundsätzlich kaum anders aussehen, wenn ihn ein kompetenter Fernsehregisseur gemacht hätte. Der müsste dann allerdings schon schwul sein, denn wie immer feiert von Praunheim hier die homosexuelle Subkultur.

Eine der Pointen des Films besteht darin, dass von Praunheim selber einen gewissen Einfluss auf die Karriere des Comiczeichners hatte. Dessen Buch „Sex und Karriere“ von 1976 wurde von Ralf Königs Vater in dessen Zimmer entdeckt, es gab einen Riesenkrach und König lebte von da an offen schwul. Auf einer Ebene zeichnet von Praunheim das Lebenswerk und die Karriere des Protagonisten nach. Zu der Filmadaption seines Comics „Der bewegte Mann“ hat König ein gespaltenes Verhältnis. Zum einen weiß er, dass dessen kommerzieller Erfolg auch ihm immens genutzt hat, zum anderen hält er ihn für zu klischeehaft und verwässert. Am besten funktioniert „König des Comics“ als Künstlerporträt. König erzählt von seinen Emanzipationskämpfen und offenbart dabei ein beeindruckendes Selbstbewusstsein: Schon während seiner Schreinerlehre klebte er einen Zettel mit dem Reim „Schwul zu sein bedarf es wenig, ich bin schwul und heiß Ralf König“ an die Klo-Wand. Zudem werden einige der besten Comics von König selber mit verstellten Stimmen vorgelesen (wobei die Frauen frappierend wie die von Loriot klingen). Es gibt also viel zu lachen. Beim Privatleben geht von Praunheim dagegen manchmal zu sehr vom Hölzchen zum Stöckchen. Ob eine langjährige Jugendfreundin von König (die sich lange wunderte, dass da nichts zwischen ihnen passierte) heute in Berlin oder Köln lebt, muss nicht unbedingt auch noch geklärt werden.

Seltsam ist auch eine Rahmung des Porträts durch den Besuch eines Zahnarztes aus der Schweiz bei König zu Hause. Der große Selbstdarsteller von Praunheim wollte sich selber offensichtlich zurücknehmen und deshalb sitzt nun dieser begeisterter Fan mit großen Augen auf dem Sofa, stellt als der Stellvertreter des Filmemachers all die offensichtlichen Fragen und ist von den Antworten jedes Mal wieder begeistert. Das wirkt manchmal eher unfreiwillig komisch: „Ist das nicht kitschig?“ fragt König nach dem sehr herzlichen Abschied selber. Und von Praunheim antwortet, nun wieder ganz der Alte: „Kitsch ist doch gut.“

„König des Comics“ Do, Sa & So um 20.30 Uhr sowie Fr & Mo um 18 Uhr im City 46

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen