Schweizer stimmen über Importverbote ab: Stopfleber immer noch beliebt

„Foie gras“ gilt als Luxusfood und wird tierquälerisch erzeugt. Das ist in der Schweiz verboten. Eingeführt werden darf die Leber trotzdem – noch.

Viele Gänse

Sollen „gestopft“ werden: Gänse in Prats de Carlux, Frankreich Foto: Vincent Isore/IP3press/imago

BERN/BERLIN afp/taz | Die Schweizer sollen in einer Volksabstimmung über Importverbote für Stopfleber und Pelze entschieden. Die Tierschutzorganisation Alliance Animale Suisse (AAS) teilte am Donnerstag mit, dass sie die nötigen mehr als 100.000 gültigen Unterschriften gesammelt und eingereicht habe.

Stopfleber ist in der Küche auch als „Foie gras“ bekannt und bezeichnet eine vergrößerte Fettleber von Enten und Gänsen. Tierschutzorganisationen wie Peta weisen daraufhin, dass den Tieren dazu mittels Rohren täglich rund ein Kilogramm Maisbrei eingeflößt wird – das sogenannte Stopfen. Dadurch werde die Leber auf das etwa Zehnfache vergrößert. Viele Vögel würden schon bei der qualvollen Prozedur verletzt oder getötet.

Für ein Importverbot von Stopfleber kamen laut AAS 106.448 Unterschriften zusammen, für ein Pelzverbot 116.140. Die Regierung muss die Unterschriften nun überprüfen und dann einen Abstimmungstermin festlegen. Volksabstimmungen als Mittel der direkten Demokratie sind in der Schweiz traditionell ein wichtiges Instrument des politischen Systems. Fast die Hälfte aller weltweit abgehaltenen Referenden finden hier statt. Unumstritten sind sie aber nicht.

In der Schweiz sind die Stopfmast von Enten und Gänsen sowie die Produktion von Stopfleber seit mehr als 40 Jahren verboten – länger als in der EU, wo das Qualprodukt seit 1999 nicht mehr hergestellt werden darf. Nur Frankreich verschaffte sich eine Ausnahmestellung, indem es „Foie gras“ zum nationalen Kulturerbe erklärte und damit die Tierschutzvorschriften umging.

Bremsende Standortdebatte

Das Schweizer Verbot umfasst allerdings nicht den Import. Und so gilt Stopfleber zu Festtagen vor allem in der französischsprachigen Westschweiz als beliebtes Gericht. Die Initiative „Ja zum Importverbot von Stopfleber“ will nun per Volksabstimmung die Schweizer Verfassung ändern, um einen Einfuhrstopp durchzusetzen.

Das Schweizer Parlament hatte erst im September gegen ein Importverbot gestimmt. Hersteller müssen stattdessen künftig Angaben zu ihren Produktionsbedingungen auf der Verpackung machen. Ein striktes Aus für die Einführung von Stopfleber könnte nach Einschätzung der Abgeordneten dazu führen, dass die Menschen für den Kauf nach Frankreich fahren und so den Schweizer Händlern schaden.

412.000 Vögel für Schweizer Gourmets

Mit jährlich 200.000 Kilogramm importierter Gänseleber sei die Schweiz einer der Hauptimporteure von Stopfleber, kritisierten die Tierschützer. Jedes Jahr würden allein für den Schweizer Markt 400.000 Enten und 12.000 Gänse getötet. Es könne nicht sein, „dass den Schweizer Produzenten unter Strafandrohung verboten wird, Stopfleber zu produzieren, diese aber von ausländischen Produzenten hergestellt und importiert werden darf“.

Nach Angaben der zweiten Initiative „Ja zum Importverbot für tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte“ werden in die Schweiz jährlich 350 Tonnen Pelze importiert. Dafür müssten rund 1,5 Millionen Tieren geschlachtet werden. Mehr als die Hälfte der importierten Pelze stamme aus China, wo die Tiere „schrecklichen Haft- und Tötungsbedingungen“ ausgesetzt seien und teilweise noch lebend gehäutet würden.

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