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Batterie-Recycling wird einfacherAkkus aus dem Altpapier

Das Recyceln von Batterien und Elektroschrott soll in diesem Jahr einfacher werden. Doch welche Vorgaben sind wirklich sinnvoll?

Wenn sie falsch entsorgt werden, sind Akkus und Batterien ein großes Problem Foto: Martin Wagner/imago

2024 müsste eigentlich einen riesigen Schub bringen für das Recycling von Batterien und Elektroschrott. Zahlreiche neue Vorschriften und Anreize treten in Kraft, um Metallrohstoffe länger zu nutzen, von EU-weiten Quoten für das Batterierecycling über Vorgaben, mehr Nickel, Kobalt oder Kupfer aus Recyclingverfahren einzusetzen bis hin zum Recht auf Reparatur für Verbraucher. Das führt dazu, dass in Produkten gebundene Rohstoffe länger genutzt und häufiger wieder verwendet werden, so die Hoffnung.

„Die Recyclingwirtschaft steht voll im politischen Spotlight“, sagt Kilian Schwaiger, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Metallhändler und Recycler (VDM). Der Wille, die Branche zu fördern sei da, ihre Bedeutung für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft werde anerkannt. „Allerdings wird immer noch zu wenig verstanden, dass die Unternehmen nur dann in Recycling investieren, wenn bestehende Absatzmärkte gesichert und neue geschaffen werden“, sagt Schwaiger.

Neue Vorschriften etwa für den Außenhandel mit Recycling-Rohstoffen seien daher genau das falsche Signal, genauso wie die anhaltend hohen Energiekosten. Zudem greifen einige der neuen Gesetzestexte, etwa die EU-Batterieverordnung, zu kurz: So regelt die Verordnung etwa akribisch, wann welche Batterietypen wie austauschbar und gekennzeichnet sein müssen. Aber ein Batteriepfand wurde nicht eingeführt. „Das ist schwierig“, sagt Schwaiger, „denn falsch entsorgte Batterien sind ein riesiges Problem“.

Die meisten Schwierigkeiten bereiten dabei falsch gesammelte, batteriehaltige Elektroaltgeräte. Kai Kramer, Mitarbeiter der Goslarer Recyclingfirma Electrocycling GmbH kann davon ein Lied singen: „Wir entladen die Container mit den gesammelten Altgeräten, die leider auch viele Batterien enthalten, im Außenbereich. Die in den Geräten enthaltenen, fest verbauten oder eingeklebten Lithiumbatterien müssen durch unsere Mitarbeiter aufwändig ausgebaut werden“, sagt Kramer. Dabei gehe es nicht immer ohne eine Beschädigung der Batteriezellen ab, die sich entzünden könnten. „Wegen der Brandgefahr bringen wir am Ende des Arbeitstages alle Batterien und Geräte mit Batterien wieder nach draußen, weit weg von unseren Hallen“, so der Fachmann.

Das Unternehmen habe mittlerweile große Schwierigkeiten, noch eine bezahlbare Brandschutzversicherung zu bekommen, „auch der Selbstbehalt ist so groß, dass es kaum noch finanzierbar ist“, sagt Kramer. Ein noch größeres Problem entstehe, wenn die batteriehaltigen Geräte sowie Geräte wie Einweg-E-Zigaretten, Grußkarten mit elektronischen Funktionen oder Kleidung mit Beleuchtungen in den gesammelten Verpackungsabfällen, also im gelben Sack oder der gelben Tonne, im Altpapier oder im Restmüll entsorgt würden.

Lithiumbatterien, egal ob Knopfzellen aus einer Fernbedienung, Akkus aus Smartphones, Zahnbürsten, dem E-Bike oder E-Auto können sich bei falscher Behandlung oder Beschädigung entzünden. Fast wöchentlich lese man in Branchenblättern von abgebrannten Recyclinganlagen, so Kramer.

„Wir müssen die Endnutzer besser darüber informieren, dass jegliche Batterien im Hausmüll oder im Gelben Sack verboten sind“, sagt auch Andreas Kröninger, Mitglied der Geschäftsführung beim Münchner Batterierücknahmesystem Rebat. „Die Strukturen, Batterien einzusammeln und zu verwerten, sind da“, sagt Kröninger, „aber wir müssen die Sammelquoten erhöhen“. Bislang etwa kommuniziere Rebat in Broschüren oder online mit den Endverbrauchern nur auf Deutsch.

Geringer Rücklauf bei Männern zwischen 30 und 40 Jahren

Das Gleiche gilt auch für die gemeinsam von allen Batterierücknahmesystemen betriebene Informationsplattform. „Die Rücknahmemengen in den Ballungszentren mit hohem Migrationsanteil sind aber geringer als auf dem Land“, so Kröninger, „dort müssten wir mehrsprachig kommunizieren“. Am geringsten sei der Rücklauf bei Single-Männern zwischen 30 und 40 Jahren, sie gelte es zu erreichen. „Für die nötigen Marketing-Kampagnen fehlt der Branche aber das Geld“, sagt der Recycling-Fachmann. Man versuche das Thema in Kindergärten und Schulen einzubringen. Das helfe langfristig, sorge aber nicht dafür, dass die neuen Sammelquoten 2027 erreicht würden.

„Wenn wir die Batteriebrände nicht in den Griff bekommen“, sagt Schwaiger vom VDM, „gefährden wir Mitarbeiter auf dem Platz, die Betriebe werden teilweise nicht mehr versichert, wir vernichten Rohstoffe.“ Er sorgt sich, dass einige Betriebe dauerhaft geschlossen bleiben, nachdem ihre Anlagen abgebrannt sind. „Dann erreichen wir das Gegenteil von dem, was wir mit den ganzen Gesetzen und Verordnungen erreichen wollten“, so Schwaiger. Die nächste Chance, eine Pfandpflicht für Batterien einzuführen, biete das Elektroaltgeräte-Gesetz, das die Bundesregierung im kommenden Jahr vorstellen werde.

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2 Kommentare

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  • > Ein noch größeres Problem entstehe, wenn die batteriehaltigen Geräte [...] im gelben Sack oder der gelben Tonne, im Altpapier oder im Restmüll entsorgt würden.



    Man könnte jetzt fragen, warum das so ist. Ganz in meiner Nähe liegt ein Kölner Abfallzentrum mit Sondermüll- und Batterieannahme. Ein defekter, auszutauschender Akku ist naturgemäß nicht mehr neu und bisweilen schon etwas aufgebläht. Solche nehmen sie nicht. Beim ersten Mal murmelte ich von der schönen, großen Restmülltonne vor meiner Tür und er wurde "ausnahmsweise" angenommen. Beim zweiten Fall, einige Zeit später, fragte ich ausdrücklich, was ich denn stattdessen damit tun solle. Die offizielle Antwort des städtischen Fachangestellten: ich solle zur Batterieannahme eines großen Elektrodiscounters gehen, die nähmen es oft nicht so genau. Das ist ein mehrstöckiges großes Kaufhaus mitten in der dicht bebauten Innenstadt. Der Leser möge sich ausmalen, welche Folgen dort ein Großbrand hätte. Jetzt, wieder Monate später, liegt hier ein dritter. Wir werden sehen.



    Es gäbe übrigens gar kein Problem, den Akku als unsichtbaren Teil eines ungeöffneten Altgerätes abzugeben. Aber Reparatur und damit Rohstoffersparnis und Abfallvermeidung sind ganz offenbar in dieser Stadt unerwünscht. Wer den Bürger, der große Mühe aufwendet, sich korrekt zu verhalten, derart schikaniert, der braucht sich über das im Eingangszitat gesagte nicht mehr zu wundern.

  • Ihr müsst nicht "die Endnutzer besser informieren", welche zusätzlichen Schikanen und Regeln es jetzt wieder gibt für die "richtige" Mülltrennung. Sondern den Trennprozess zentralisieren.



    Der Normalverbraucher ist (gemessen mit euren Maßstäben) nun mal doof und faul. Da wäre es doch besser, er schmeißt seinen ganzen Müll in eine Tonne und das korrekte Trennen erledigen dann Profis mit Maschinen. Das dürfte zu einer wesentlich besseren Recyclingquote führen als der Versuch, die Menschen immer wieder zu erziehen. Klappt z.B. in Hamburg.

    Ich als Normalverbraucher bin auf jeden Fall damit überfordert, meinen Abfall penibel auseinanderzunehmen und immer genau die richtige Tonne für jedes Teilchen Müll herauszufinden.



    Wobei die Regeln sehr oft undurchsichtig und unscharf definiert sind. Und in jeder Ecke anders.

    Kaputte Kleingeräte wie Toaster oder Taschenlampen dürfen z.B. manchmal in den Restmüll, manchmal nicht, je nach Wohnort, Mondphase und Stadtratsmehrheit.



    Zu einem Wertstoffhof komme ich als Städter ohne großes Auto gar nicht hin. Elektroschrott kann die Stadtreinigung zwar abholen, aber das ist stellenweise teuer der Prozess ist unsäglich umständlich (Wertmarken kaufen gehen, dann Termin buchen mit 3 Monaten Wartezeit und haargenauen Angaben zum Abraum, und dann muss ich alles selbst auf die Straße schleppen). Macht kaum einer.