Denkmal für ermordete Sinti und Roma: Umstrittene S21 kann kommen
Der Senat gibt grünes Licht für Tunnelprojekt unter dem Tiergarten. Scharfe Kritik kommt von einem Sinti- und Roma-Funktionär.
BERLIN taz | Nach langen Diskussionen über die Streckenführung hat sich der schwarz-rote Senat am Dienstag auf eine konkrete Variante für den Bau der S-Bahn-Linie 21 zwischen Hauptbahnhof und Potsdamer Platz festgelegt. Strittig war vor allem die Nähe zum Denkmal der während der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma Europas im Tiergarten. Laut Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) ist das nun aus 55 Varianten ausgesuchte Szenario „12H“ jenes, das für möglichst wenig Beeinträchtigung sorgt.
Schreiner verhehlte nicht, dass sich in den Diskussionen nicht alle Kritiker überzeugen ließen: Der Zentralrat der Sinti und Roma habe sich „sehr konstruktiv“ gezeigt, bei anderen sei die Haltung „sehr kritisch“ gewesen. „Wir werden damit nicht jeden befriedigen können, aber der Eingriff wird so gering wie möglich sein“, sagte Schreiner. Sie will nach eigenen Worten alle weiter in das Projekt einbinden.
Sehr kritisch äußerte sich in einer Pressemitteilung der Landesvorsitzende des Verbands Deutscher Sinti und Roma von Baden-Württemberg, Daniel Strauß: „Die ohne weitere Aussprache oder auch nur Information erfolgte Ankündigung aus dem Haus der Verkehrssenatorin, den Bau der S21 trotz aller Absprachen ohne einen Prozess der Einbindung aller Betroffenen voranzutreiben, ist ein erschütterndes Zeugnis eines bislang ungeahnten mangelnden Bewusstseins für die Verbrechen des Nationalsozialismus in unserem Lande.“
Der Senatsbeschluss vom Dienstag bedeutet nicht, dass die Bauarbeiten an diesem zweiten Bauabschnitt sofort starten – der erste führt vom Westhafen zum Hauptbahnhof. Erst folgt nun das Planfeststellungsverfahren, Baubeginn könnte laut Verkehrssenatorin Schreiner 2029 sein.