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Borussia Dortmund in der KriseFehler allüberall

Dortmund schafft nur ein 1:1 gegen Mainz. Nun lautet Frage, ob ein Trainerwechsel zur Lösung der Probleme beitragen kann.

Trauriger Abgang: Dortmunds Spieler nach dem Remis gegen Mainz Foto: Martin Meissner/ap

Dortmund taz | In manchen Momenten strahlte Edin Terzić immer noch diese typische Edin-Terzic-Zuversicht aus, als er Abschied nahm von einem denkwürdigen Dortmunder Fußballjahr. Selbstverständlich glaube er an eine Wende zum Guten in der Rückrunde, erklärte der Trainer des BVB nach dem enttäuschenden und am Ende sogar glücklichen 1:1 gegen Mainz 05, mit dem die Dortmunder in die Winterpause gehen. Schließlich gehöre es „zu unserer Geschichte bei Borussia Dortmund dazu, ähnlich wie zu meiner Geschichte, dass wir in der Rückrunde ein komplett anderes Gesicht gezeigt haben“, sagte er.

Terzic hat bislang zwei Episoden zwischen Sommer und Winterpause als Chefcoach dieses Klubs absolviert, die jeweils schwer enttäuschend waren. Aber er war – die Interimstrainerzeit der Saison 20/21 eingerechnet – auch während zweier sehr erfolgreicher Rückrunden für die Mannschaft verantwortlich. 2021 erreichte er nach großer Aufholjagd noch die Champions League bevor er in der vergangenen Saison nach einem Weihnachtsfest als Tabellensechster am Ende beinahe noch Deutscher Meister wurde.

Terzic schien mit dem Hinweis auf seine speziellen Rückrundenqualitäten für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit werben zu wollen. Aber nach einem Halbjahr, in dessen Verlauf nicht nur die Mannschaft, sondern auch der Trainer Schwächen zeigte, wird die Klubführung in dieser Winterpause auch der Frage auf den Grund gehen müssen, ob ein Trainerwechsel zur Lösung der Probleme beitragen könnte.

Schließlich geht es ganz konkret um das Ziel, die für die mittelfristige Zukunft enorm wichtige Qualifikation für die reformierte und wirtschaftlich viel lukrativere Champions League der kommenden Saison zu schaffen. Und Terzić hat eine ganze Reihe von Entscheidungen getroffen, die nicht ideal gewesen sind.

Merkwürdige Entscheidungen

Eine kleine Auswahl: Er machte Emre Can zum Kapitän, der mit der Bürde dieser Rolle wochenlang seiner Form hinterherlief. Er verhinderte die von der sportlichen Leitung beinahe schon finalisierte Verpflichtung des mexikanischen Mittelffeldspielers Edson Alvaraz, der dieser Mannschaft sehr wahrscheinlich mehr geholfen hätte, als der ständig verletzte und unter den Fans aufgrund homophober Äußerungen umstrittene Felix Nmecha.

Er probierte in den Duellen in Leverkusen und im DFB-Pokal beim VfB Stuttgart Defensivtaktiken aus, mit denen das Team sich unwohl fühlte, wie die Spieler anschließend berichteten. Er hat sich grundlegend getäuscht, mit der Einschätzung, dass das Erlebnis der verspielten Meisterschaft aus dem Mai das Team stärken würde. Und ganz aktuell: Am Dienstagabend im Spiel gegen Mainz führte jede Auswechselung zu einer Schwächung des Teams, statt neue Impulse zu liefern.

Wobei es falsch wäre, die Verantwortung für die mickrige Ausbeute von sieben der 24 möglichen Punkte aus den jüngsten acht Bundesligapartien nur bei Edin Terzić zu suchen: Auf allen Ebenen könnte besser gearbeitet werden: auf dem Transfermarkt, in der fußballerischen Facharbeit im Trainingsalltag, in der Mannschaftsführung, im Entwickeln einer Haltung für den Bundesligaalltag.

Und in der Außendarstellung. Klubchef Hans-Joachim Watzke hat nicht nur Menschen mit populistischen Äußerungen zur Kinderfußball-Reform des Deutschen Fußball-Bundes vor den Kopf gestoßen, sondern die vielen schwachen Auftritte der Mannschaft im November als Erfindung kritischer Beobachter abgetan. Dabei war längst sichtbar, dass etwas nicht stimmt beim BVB, der sich in der Champions League erstaunlicherweise von einer ganz anderen Seite zeigte.

Schlüssige Gründe für die sportlichen Probleme und die absurd wirkenden Leistungsschwankungen kann aber niemand nennen. Auf die Frage nach den Themen, die im winterlichen Aufarbeitungsgespräch mit Watzke und Kehl im Mittelpunkt stehen werden, antwortete Terzić jedenfalls ausweichend: „Wir haben eine Menge Themen.

Das sind Themen, die sich leider wiederholen. Das sind Themen, die wir im letzten Sommer besprochen haben, im letzten Winter besprochen haben und die uns schon sehr lange begleiten.“ Viele Fans waren am Dienstagabend so frustriert über diesen Zustand der Stagnation, dass sie nach dem Schlusspfiff wütend pfiffen. Aber es gab auch Applaus, denn erlebnisreich ist das Jahr 2023 wahrlich gewesen für Borussia Dortmund.

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4 Kommentare

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  • Leider ist das Anhänger-Umfeld inzwischen teilweise wirklich wegen des Trends leicht bis mittelschwer verschnupft. Diejenigen, die wegen zeitlicher Engpässe oder einer Erkältung, wie ich selbst, ihre Karten für die Partie gegen Mainz weitergegeben haben oder vielleicht sogar auf ihnen "sitzen blieben", hörten oft negative Statements zum derzeitigen sportlichen Rang des Clubs. Die große Lust auf geteilte Vorweihnachtsfreude sieht wirklich anders aus, wissen alle, die es mit dem BVB halten. Eine Choreographie allein macht kein Match besser. Aber Gesprächsthemen liefern, da ist der Club weit vorne.

  • Auch Kehl ist fragwürdig. 30 Mio. Ablöse für Nmecha, 6 Mio. Jahresgehalt für Moukoko - gutes Verhandeln sieht anders aus. Dann lässt man mit Guerreiro einen Leistungsträger ziehen, weil man ihm seinen Vertrag aus irgendeinem Grund partout keine 3, sondern bloß 2 Jahre verlängern wollte. Und holt dafür einen überaus mittelmäßigen Bensebaini.

  • "...für die mickrige Ausbeute von sieben der 32 möglichen Punkte aus den jüngsten acht Bundesligapartien..." - Hab ich gar nicht mitbekommen. Gibt es jetzt einen Bonuspunkt, wenn ein Spiel gewonnen wird?

  • Der Fehler des BVB ists generell, sichs trotz Börsengangs und eines knapp 500 Mio Euro Umsatzes in einem romantisierten Underdog Image gemütlich gemacht zu haben und eigene Schwächen stets mit der finanziellen Überlegenheit der Bayern zu rechtfertigen. Terzic passt da Bestens rein. Watzke kommt mit starken Trainer Charakteren nicht klar und dann redet man sich eben den netten Edin von der Süd schön. Nett ist der bestimmt auch. Aber eben kein Trainer, mit dem man sportlichen Erfolg in der spitze haben kann. Dazu kommt noch ne sehr ausbaufähige Kaderplanung und schwupps schnappen dir echte Underdogs wie Stuttagart den CL Platz weg. Und langsam schnallen das auch die eigenen Fans. Das Pfeikonzert gestern war nicht zu überhören.