IOC-Mitglied aus Deutschland: Nimmermüder Olympionisierer

Michael Mronz ist im Oktober in den Olymp der Sportfunktionäre aufgenommen werden. Der smarte Netzwerker möchte die Spiele nach Deutschland bringen.

Michael Mronz vor der Olympischen Flagge

Auftritt zum Antritt: Michael Mronz nach seiner Aufnahme in das IOC Foto: Xinhua

Michael Mronz könnte einem Schweinebauern Mist andrehen, einem Bäcker knackfrische Semmeln. Mronz ist ein Verkaufstalent, aber das greift eigentlich zu kurz, denn er ist ein Spezialist für At­mosphäre, das passende Drumherum mit Honneurs und Häppchen, mit Business-Talk und Bussi-Bussi. In der Inszenierung geht alles auf, der Schein ist größer als das Sein. Michael Mronz ist für die Umwölkung von Veranstaltungen zuständig, für das rosa Wolkenkuckucksheim, in dem sich Unternehmen und auch Zuschauer wohlfühlen, sich betten und fallen lassen.

Die gehobene Dienstleistung liegt Mronz, er ist ein Macher: Und so ein Typ liest keine Bücher, er spricht lieber mit Menschen, „connected“, jettet, führt ein rastloses Leben, das Stillstand als Rückschritt empfindet und in dem Projekte die beständigen Taktgeber sind. Dieser Mann sitzt nun als ordentliches Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee. Er trifft dort auf zwei Landsleute: Thomas Bach, seines Zeichens Präsident des internationalen Zirkels, und Britta Heidemann, die auch einst focht und jetzt Athletinnen vertritt.

Dieses Trio hat die Nachfolge von Duke Adolf Friedrich zu Mecklenburg, Karl Ritter von Halt, Count Adalbert von Sierstorpff, Baron Karl von Venningen Ullner von Diepurg oder des DDR-Funktionärs Günther Heinze angetreten. Michael Mronz ist ins IOC aufgestiegen, weil er einen Olympia-Fimmel hat. Er möchte die Spiele nach Deutschland holen, ist von der Machbarkeit dieses Unterfangens überzeugt. Das Gebiet, in das er die fünf Ringe verpflanzen möchte, liegt in Nordrhein-Westfalen. An der Ruhr soll gesportelt werden, träumt der gebürtige Kölner seit Jahren. Schon 2032 hätten in der „Metropolregion“ olympische Schalmeien erklingen sollen. Aber da in jenem fernen Jahr das australische Brisbane den Zuschlag der IOC-Granden erhielt, soll es nun 2036 klappen.

Deutschland zeigte in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten stets verlässliche Abstoßungsreaktionen auf olympische Infusionen. Berlin, Leipzig, München, Hamburg – die Liste des schmählichen Scheiterns ist lang, die Vorbehalte sind hierzulande in Stahlbeton gegossen. Egal, Mronz, der bis zu dessen Tod mit dem früheren FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle verheiratet war, will das Unmögliche schaffen.

Deutschland olympionisieren

Und der Deutsche Olympische Sport-Bund (DOSB), den Mronz im Grunde für einen Schnarchnasenverein hält, tourt gerade durch die Lande, um dem Volk in Sachen Olympia aufs Maul zu schauen. Schwingungen wollen sie aufnehmen, und dann bei ihrer Mitgliederversammlung im Dezember in Entscheidungen gießen. Mit Mronzens Aufnahme in die olympische Gesellschaft erfährt das Projekt der Deutschen eine Aufwertung, gewiss, aber um die skeptische Öffentlichkeit zu überzeugen, braucht es schon bessere Argumente als dieses: Mit der nach den Spielen verbliebenen Super-Olympiainfrastruktur komme der Oberhausener dann schneller in seine Stammkneipe.

Michael Mronz hat immer irgendwie herumorganisiert. Das ging schon mit Anfang 20 los, als er zum Tennisturnierdirex aufstieg und mit Ende 20 zum CHIO in Aachen kam. Es passt, dass Michael Mronz gar nicht reiten kann, aber in seiner Vita das Aachener Hottehü als glänzendstes Aushängeschild präsentiert. BMW Open der Tennisprofis in München, das Pushen von diversen Stefan-Raab-Formaten, Heidi Klums Finale von „Germany’s Next Top-Model“ oder die Leichtathletik-WM 2009 in Berlin – was Mronz anpackte, schien mit glücklicher Hand und ohne Friktionen zu gelingen. Jetzt storymachinet er auch noch mit Kai Dieckmann in Berlin. Präsentabel-profitabel muss alles sein, eingebettet in die große Erzählung. Schafft es also dieser kregle 56-Jährige, Deutschland, den Großprojekte-Schreck, zu olympionisieren?

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