Getötete Radfahrer: Gefährliches Pflaster
Schon 14 tote Radfahrende in diesem Jahr – das hohe Alter einiger Unfallopfer fällt auf. Der ADFC fordert eine Verbesserung der Infrastruktur.
Auf Höhe der Kreuzung Heiligenseestraße/Süderholmer Steig soll er vom Radweg auf die Fahrbahn gefahren sein, ohne dabei auf den rückwärtigen Verkehr zu achten. Eine 64-jährige Autofahrerin, die hinter dem Radfahrer in dieselbe Richtung fuhr, habe nicht mehr rechtzeitig bremsen können. Es kam zu einem Zusammenstoß, bei dem sich der Mann eine schwere Kopfverletzung zuzog. Am Abend sei er seinen Verletzungen erlegen.
Bei den 14 diesjährigen Rad-Unfall-Opfern ist auffällig, dass vier älter als 80 waren. Zwei sollen laut Polizei ohne Fremdeinwirkung von ihrem Rad gestürzt sein, eine 85-Jährige sei über eine Bordsteinkante gefahren und dabei gefallen. In der Verkehrsstatistik würden solche Unfälle als „Alleinunfall“ bezeichnet, sagte Susanne Grittner, Vorstandsmitglied des ADFC, zur taz.
Es gebe immer wieder Stimmen, die meinten, hochbetagte Menschen gehören nicht mehr aufs Fahrrad. Der ADFC teile diese Sichtweise nicht. Ziel der Verkehrspolitik müsse vielmehr sein, eine „fehlerverzeihende Infrastruktur“ zu etablieren. Sprich: Scharfe Kanten abrunden und Bürgersteige absenken. Der ADFC vertrete die Meinung, dass jeder Verkehrsteilnehmende das Verkehrsmittel seiner Wahl benutzen können solle.
Strafbefehl ergangen
Auch in dem Prozess um einen tödlichen Radunfall, der am Mittwoch vor dem Amtsgericht anberaumt war, war das Opfer 81 Jahre alt. Zu dem Unfall war es im Februar 2022 in der Saargemünder Straße in Zehlendorf gekommen. Laut Staatsanwaltschaft hatte die Frau vorschriftsmäßig den Radschutzstreifen benutzt. Der aus einer Grundstückseinfahrt kommende Sattelschlepper, der nach links abbiegen wollte, habe sie nicht gesehen.
Der Prozess gegen den 29-jährigen Fahrer, der geständig war, wurde ohne mündliche Verhandlung erledigt: 3.600 Euro Geldstrafe und ein zweimonatiges Fahrverbot, so lautet der Strafbefehl.
Linksabbieger-Kollisionen zwischen Lkws und Radfahrenden seien eher untypisch, sagt Grittner. Das ändere aber nichts an der Forderung des ADFC, alle Lkw mit einem Abbiegeassistenten mit Kollisionserkennung und Notstopp-Einrichtung auszustatten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen