Bilanz des Deutschlandtickets: Nicht immer reibungslos
Rund 1.000 Nutzer:innen des 49-Euro-Tickets beklagen Probleme bei Kauf und Kündigung. Das Abo müsse verbessert werden, sagen Verbraucherzentralen.
Berlin taz | Zahlreiche Nutzer:innen des Deutschlandtickets haben mit technischen Problemen zu kämpfen. Das hat eine Auswertung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) ergeben. Laut vzbv meldeten Kund:innen etwa Schwierigkeiten bei der Online-Buchung des Abos: Teilweise sei der Bestellprozess mehrmals abgebrochen. Wer daraufhin die Buchung wiederholte, bekam mitunter mehrere Rechnungen für ein und dasselbe Deutschlandticket, so die Verbraucherzentrale.
„Mit wenigen Klicks buchen und auch wieder kündigen. Was so einfach klingt, erleben Nutzer:innen des Deutschlandtickets mitunter leider anders“, sagte vzbv-Vorständin Ramona Pop. Denn auch die Kündigung lief für viele Verbraucher:innen nicht immer reibungslos. Manchmal habe der Kündigungsbutton nicht funktioniert, die Kündigung sei nicht bestätigt oder die Abbuchung des Preises nicht gestoppt worden. Kund:innen kritisierten außerdem, dass das Ticket nur im Abo oder digital erhältlich sei. Insgesamt wertete der vzbv 997 Meldungen aus, die als Antworten auf einen Verbraucheraufruf eingingen.
„Die Zeit für Anlaufschwierigkeiten ist vorbei. Anbieter und Politik sind gefragt, das Deutschlandticket einfach nutzbar und zuverlässig zu machen“, sagte Pop. Wie kundenfreundlich das Ticket aktuell ist, hängt nicht zuletzt vom jeweiligen Verkehrsverbund ab. Der Hamburger Verkehrsverbund hvv etwa bietet das Abo auch als Chipkarte an, wie eine Sprecherin auf Anfrage der taz mitteilte. Zeitweise seien Beschwerden über lange Wartezeiten im Kundenservice eingegangen – daraufhin habe der hvv zusätzliche Zeitarbeitskräfte beschäftigt.
„Es ist Aufgabe der Verkehrsunternehmen, die Ausgestaltung des Tickets zu verbessern.“
Noch steht auf der Kippe, ob es das 49-Euro-Ticket auch 2024 noch gibt. Am 6. November sollen die Ministerpräsident:innen der Länder und Bundeskanzler Olaf Scholz über die Zukunft des Tickets beraten. „Das Deutschlandticket begrüßen wir ausdrücklich“, ergänzte vzbv-Verkehrsreferent Gregor Kolbe auf Anfrage der taz. „Das Gezerre um die zukünftige Finanzierung muss beendet werden“, es verunsichere die Kund:innen. „Aber es ist Aufgabe der Verkehrsunternehmen, die Ausgestaltung des Tickets zu verbessern“, so Kolbe.
Leser*innenkommentare
Goldi
Dankeschön! Wichtiger Artikel! Die rein digitale Form des Abo's ist völlig unsinnig, mir eine unverständliche, erfolgsmindernde und weite Bevölkerungsteile ausschließende Einschränkung.
Inklusion/Sozialstaat und eine gelingende Verkehrswende sieht anders aus!
Beim 9 Euro Ticket im Sommer 2022 ging alles total problemlos mit Fahrkarte aus dem Automaten ziehen und gut ist für den Monat mit Bus und Bahn Nahverkehr.
"Einfachheit" muß auch das Credo für eine gelingende Verkehrswende sein/werden.
Wenn man denn nur wollen würde... .