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ELMAR SCHREIBER, GRÜNDUNGSPRÄSIDENTDer Krise entronnen

Elmar Schreiber, 52

■ Physiker und Gründungspräsident der FH-Wilhelmshaven, hat Erfahrung als Hochschulrektor, wenn auch schlechte. Foto: BES

Das hat er nun auch nicht verdient – das war vor einem Jahr eine häufige Floskel, wenn in Bremen das Gespräch auf Elmar Schreiber kam. Denn etwas Ungemach wünschten dem scheidenden Hochschulrektor damals viele. Aber so viel?!

Doch jetzt – das Happyend!! Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) hat Schreiber zum Gründungspräsidenten der Jade-Weser-Fachhochschule gemacht. Die ist ab 1. September autonom. Das vorherige Konstrukt hatte noch den Standort Emden / Leer umfasst, der im Februar zerschlagen wurde. Wegen Kommunikationsproblemen.

Schreibers Lebenskrise hatte 2007 mit der Abwahl durch den akademischen Senat begonnen. Dass er wegen Nachfolge-Querelen noch ein Jahr lang kommissarisch rektorierte, änderte daran nichts: Einen Lehrstuhl hatte er ja nicht, sondern nur das Amt. Und das war futsch. Der stets verhuscht-freundliche Fiftysomething drohte zu verelenden. Schließlich hatte er sich, 2002 zum Rektor ernannt, aufs Bleiben eingerichtet und ein Haus gebaut. Dem Physiker, 1996 mit einer Arbeit über Ultrakurzzeit-Spektrographie habilitiert, fehlte offenbar jede Vorstellung von der eigenen Halbwertszeit. Denn schon nach fünf Jahren fand sich keine Mehrheit mehr für seine Wiederwahl. Der völlig charismafreie Schreiber hatte nämlich mit einem Konzept Farbe in den Hochschul-Alltag gebracht: Sein „Projekt zwei“ sollte die Zahl der Fachbereiche um zwei Drittel reduzieren – und die Rektorenmacht stärken. Es war, dessen rühmte sich Schreiber selbst, in 18 Monaten Stillarbeit entstanden, ganz ohne Rücksprache mit den Dekanen. Klar war das der Anfang vom Ende und man würde meinen: War ’n kurioser Versuch. Doch wenn kommunikationsgehemmte Menschen Pläne für sich alleine ausbrüten, verdient das keinen Spott, sondern nur Mitleid.

Schon am Dienstag tritt Schreiber nun den neuen Job an. Und in Wilhelmshaven freut man sich auf ihn: Unverzüglich werde man das Gespräch suchen, so der geschäftsführende Vizepräsident Uwe Weithöner. Ihm sei dafür jeder Erfolg gewünscht und viel Glück – vor allem aber: Ausdauer. BES

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