Alle happy in Lörrach

Im Februar mussten Mieter wegen Geflüchteter ausziehen. Und heute?

Von Benno Stieber

Vor einem halben Jahr hat sich rund um die Stadt Lörrach im Südwesten Baden-Württembergs eine bundesweite Diskussion entbrannt. Der Grund: 40 Mieter sollten umgesiedelt werden, damit Geflüchtete in deren Wohnungen ziehen können. Nach Angaben der beteiligten Wohnungsgesellschaft haben nun die ersten Geflüchteten ihre Wohnungen bezogen. Alle hätten ihre Wohnsituation verbessert, erklärt die Wohnbau Lörrach. Nach Berichten der Lokalpresse sind die Geflüchteten zufrieden mit ihrer neuen Bleibe.

Es ist das unspektakuläre Ende eines großen Aufregerthemas. Im Februar kursierte in den sozialen Medien der Brief der Wohnbau Lörrach an die Mieter in der Wöblinstraße, in dem sie über ihre Kündigung informiert wurden. Stadt und Landkreis hätten sich zur Unterbringung von Flüchtlingen verpflichtet. Dass alteingesessene Bürger ihre Wohnungen für Geflüchtete räumen sollten, empörte damals viele, von Boris Palmer (damals Grüne) bis Wolfgang Bosbach (CDU).

Der Südwestrundfunk interviewte dann allerdings weniger empörte als überforderte Bewohner. Aber die Bildzeitung und andere Medien griffen das Thema auf, selbst die Washington Post berichtete. Was dabei zunächst unterging: Die Bewohner sollten als Ersatz zum gleichen Mietpreis in modernere Wohnungen umgesiedelt werden, die Geflüchteten die Wohnungen aus den 50er Jahren nur vorübergehend nutzen. Nach fünf Jahren sollen die Häuser abgerissen werden.

Im Rückblick sagt der Leiter der Wohnbau Lörrach, Thomas Nostedt: „Das war abschreckend für die Branche.“ Er sei auf Branchentreffen angesprochen worden. Andere Städte, die bisher solche Wohnungswechselprogramme geräuschlos über die Bühne gebracht haben, schreckten nach Lörrach vor solchen Schritten zurück. Aber wenn man Flüchtlinge nicht auf diese Weise in Wohnungen unterbringen könne, so Nostadt, blieben nur Containersiedlungen oder Turnhallen. Mit negativen Folgen für die gesamte Stadtgesellschaft.