Präsidentschaftswahl in Simbabwe: Ein ausgebliebener Machtwechsel
Mugabes Sturz hat an den Verhältnissen in Simbabwe nichts geändert. Die alte Generation hat, trotz aller Bemühungen, die Macht. Das ist bitter.
E s bleibt alles beim Alten, in jedem Sinne. Simbabwes Präsident Emmerson Mnangagwa (80) gewinnt die Präsidentschaftswahl und bleibt an der Macht als Führer der ehemaligen Befreiungsbewegung ZANU (Zimbabwe African National Union).
Deren Befreiungskampf liegt inzwischen zwar ein halbes Jahrhundert zurück, aber auch 43 Jahre nach der Unabhängigkeit dominiert er das offizielle politische Selbstverständnis des Landes. Kaum ein Mensch in Simbabwe kennt die düstere Zeit der weißen Minderheitsherrschaft und der blutigen Entrechtung und Unterdrückung der Mehrheit noch aus eigener Anschauung, aber ihr Erbe und die Erinnerung daran prägen die politische Kultur nach wie vor.
Dabei mangelt es nicht an Versuchen, neue Verhältnisse zu schaffen, ohne das historische Erbe zu vergessen. Die ersten Oppositionsbewegungen gegen die immer offensichtlichere Misswirtschaft der ZANU-PF entstanden schon in den 1990er Jahren, geboren aus Simbabwes starker Gewerkschaftsbewegung, die anmahnte, dass die Früchte der Freiheit nicht nur der Guerilla-Elite zugutekommen sollten, sondern auch der schwarzen Mehrheit insgesamt.
Aber Diktator Robert Mugabe antwortete mit einer populistischen Hetzkampagne und staatlich sanktionierten Landbesetzungen, flankiert von brutaler Unterdrückung aller Kritiker, die pauschal als Marionetten der Weißen diskreditiert wurden, und einer Konzentration von Wohlstand und Macht bei einer schmalen Elite aus Generälen, alten Guerillachefs und ihren Freunden. Millionen verzweifelte Menschen verließen das Land, Mugabe begnügte sich mit einem loyalen Rumpf-Simbabwe, das bis heute nicht aus der Krise gefunden hat.
Nun zeigt sich: Auch Mugabes Sturz im Alter von 93 Jahren aus den eigenen Reihen, der 2017 seinen langjährigen Geheimdienstchef Mnangagwa an die Macht brachte, hat an diesen Verhältnissen nichts geändert. Es gibt zwar eine neue Opposition mit neuen Gesichtern, aber eben auch ein altes Regime der alten Generation. Und das Regime hat die Macht. So einfach ist das. Und so bitter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alkoholpreise in Deutschland
Das Geschäft mit dem Tod
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala
Experten kritisieren Christian Lindner
„Dieser Vorschlag ist ein ungedeckter Scheck“
Soziologe über Stadt-Land-Gegensatz
„Die ländlichen Räume sind nicht abgehängt“
Regierungskrise der Ampel
Schmeißt Lindner hin oder Scholz ihn raus?
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke