Filmfestival in Berlin: Den Zweifeln zum Trotz

Das Kinder- und Jugendfilmfestival „The Future Is Africa“ zeigte vor allem Filme von und über Frauen in Afrika. Auch Mädchen in Berlin werden ermächtigt.

Szene aus dem Film „Xalé“ Foto: SetBetSet – Les Film du Continent

BERLIN taz | „I trust women more than men“, diese Worte sagt der Regisseur Moussa Sène Absa zum Auftakt des Kinder- und Jugendfilmfestivals „The Future Is Africa“ am letzten Donnerstag. Das Festival, bei dem es vor allem um die Darstellung afrikanischer Frauen in Filmen ging, fand dieses Jahr zum zweiten Mal in Berlin statt.

Deshalb war Xalé, der erste Film des Festivals, ein Jugendfilm, der sich auf das Leben des jungen Mädchens Awa konzentriert, das durch Männer unterdrückt wird. Er erzählt aber auch die Geschichte vieler anderer Frauen, die ähnliche Geschichten haben. Awa wird von ihrem frustrierten Onkel, der von seiner Ehefrau zurückgewiesen wird, vergewaltigt.

Nach der Tat ruft sie unter Tränen ihren Zwillingsbruder an, der seinen Traum von einer Flucht nach Europa für sie fallen lässt, um sie zu schützen. Für Awa folgen Wochen des Selbsthasses, weil sie durch die Vergewaltigung schwanger geworden ist. Trotz eigener und der Zweifel ihrer Familie trägt sie es aus und versucht, eine liebende Mutter zu sein.

Kultureller Austausch

Gefolgt von der Premiere des Films Xalé gibt es nach dem Film einen anregenden Talk zwischen Moussa Sène Absa und der Kuratorin des Festivals June Givanni über die Entstehung des Films und des Festivals. June Givanni ist seit 1985 Spezialistin für Filme über Afrika und von afrikanischen Re­gi­seu­r*in­nen und eröffnete mit diesem Wissen ihr eigenes Filmarchiv. Heute hat sie über 10.000 Filme, Poster, Flyer und andere Objekte rund um den Film in ihrer Sammlung. Aber sie setzt sich auch anderweitig für die afrikanische Filmkultur ein.

Das Festival „The Future Is Africa“ ist inspiriert von einem ähnlichen Event in Afrika. Seit 2019 findet in einem Dorf in Burkina Faso regelmäßig ein Kinderfilmfestival statt, um den Be­woh­ne­r*in­nen des Ortes Kultur und Film nahezubringen. Das Operndorf, welches der Veranstaltungsort ist, wurde 2009 im Auftrag von Cristoph Schlingensief als Kunstprojekt eröffnet. Die Idee dahinter ist es, eine Plattform für kulturellen Austausch zu schaffen.

Dabei wird viel Wert darauf gelegt, dass mindestens die Hälfte der Schü­le­r*in­nen der dorfeigenen Schule Mädchen sind, „weil Mädchen immer noch, und das gilt weltweit, meistens diejenigen sind, denen ein Schulbesuch verwehrt wird“, erklärt Annika Turkowski vom Berliner Festival der taz. So ist das Thema des diesjährigen Festivals in Berlin entstanden. Das Thema, so Turkowski, sei „auch hier in Berlin und Deutschland wichtig. Mädchen und Frauen müssen gefördert und gehört werden.“

Alle Filme von „The Future Is Africa“ stellten möglichst wirklichkeitsnah das Leben afrikanischer Mädchen dar. Außerdem wurde die Hälfte der 27 gezeigten Filme von Frauen gedreht. Ergänzend zu den Filmen bot das Festival auch Workshops für Interessierte und Schulklassen an. Sie zielten darauf ab, Kindern und Jugendlichen die afrikanische Filmkultur und Darstellung schwarzer Personen näherzubringen.

So analysierte Sandulela Asanda am Dienstagnachmittag für sieben jüngere Teilnehmerinnen die stereotype Darstellung von schwarzen Frauen und generell Mädchen im westlichen Film und Fernsehen. Sie redete über die „male gaze“, also den männlichen sexualisierenden Blick auf Frauen. Hierbei wies sie auf eine bekannte Szene im Film „Transformers“ hin, wo die 16-jährige Mikaela unnötig stark sexualisiert wird. Sie sprach über die Kameraführung, Kleidung und Körpersprache der Schauspieler*innen.

Loki Bartels und Lore Kuchenbecker sind derzeit Schülerpraktikantinnen bei der taz

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