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Wochenvorschau für BerlinAlle Straßen voll

Benjamin Probst
Kommentar von Benjamin Probst

VeloCity, Straßen- und Kiezfeste, Potsdamer Literaturfest: Es ist viel los in Berlin und dem Umland. Ausdauer ist beim Fusionfestivial gefragt.​

Radfahrer im Gegenlicht im Regierungsviertel Foto: dpa

W enn Verkehrssenatorin Schreiner den Ausbau der Radwege stoppt, weil weder Parkplatz noch Fahrspur wegfallen darf, holen sich die Radfahrer eben die ganze Straße.

Am Wochenende startet VeloCity, die größte Radsportveranstaltung der Hauptstadt. Dabei werden nicht einfach irgendwelche Straßen in Beschlag genommen, nein, man beraubt gerade die Spontanurlauber ihrer Berlin-Rundfahrt im Cabrio: Die Strecke führt, angefangen am Brandenburger Tor, an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei und durch den Grunewald hindurch. Wer den Autos den Platz streitig machen will, muss aber heftig strampeln: Die Strecken sind 60 oder 100 Kilometer lang; Ausdauer ist gefragt.

Während die Vierräder von den Zweirädern um die Straße gebracht werden, wollen auch die Zweibeiner ein Stück von der Fahrbahn abhaben. Gleich zwei Straßen- und Kiezfeste haben Bedarf angemeldet. So ist am Samstag auf der Choriner Straße bei Speis und Trank ein musikalisch durchmischtes Straßenfest mit Tombola zu finden. Außerdem gilt es sowohl einen Anwohner- als auch einen Kinderflohmarkt zu durchstöbern.

Mehr Platz und Zeit hat sich das Kreuzberg-Festival auf dem Asphalt reserviert. Vielen noch als Bergmannstraßenfest bekannt, gibt es auf drei Bühnen gegenüber dem Viktoriapark von Jazz bis zu ukrainischem Alternativ Pop vieles zu hören. Die Fete beginnt Freitag, am Sonntag ist Schluss.

Verkehrschaos vorprogrammiert

Sperrungen wegen Fahrradtouren und Fußgängerzonen – das Verkehrschaos dürfte am Wochenende einen Höhepunkt erreichen. Wer seine Musik oder anderes also lieber auf dem Land konsumiert, der kann auf dem Fusion-Festival am mecklenburgischen Müritzsee laut Ver­an­stal­te­r:in­nen in eine Parallelgesellschaft abtauchen. Das größte alternative Festival Deutschlands vergibt seine Tickets eigentlich per Los. Wer aber nur mit Nieten nach Hause gekommen ist, kann sich im Vorverkauf noch Tickets für den Sonntag sichern.

Um sich auf den (Verkehrs-)Trubel am Wochenende vorzubereiten, bietet sich ab Dienstag das Potsdamer Literaturfestival an. Die täglichen Lesungen berichten von den Hohenzollern und ihren Nazi-Sympathien oder tauchen ins Auenland der Hobbits ab.

Potsdam kann dem Drang nach einem Straßenfest aber nicht widerstehen: Am Sonntag, 2. Juli, findet in der Schiffbauergasse das Bücherfest statt, um das Literaturfestival abzurunden. Vielleicht verirren sich ja ein paar Radler auf der Strecke nach Nikolassee auf die Bücher-Party. Wieso nicht auch in Potsdam ein Zeichen für Fahrradverkehr setzen, bevor der Potsdamer Stadtrat auch einen Radwege-Stopp erwägt. Berlin hat schließlich Vorbildcharakter, oder, liebes Potsdam?

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Benjamin Probst
Freier Autor; hat in München Radio, Podcast und Zeitung gemacht, jetzt in Berlin gelandet.
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