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EU-LEBENSMITTELBEHÖRDEUmstrittene Efsa-Chefin wechselt ganz zur Industrie-Lobby

BERLIN | Die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa muss sich eine neue Vorsitzende des Verwaltungsrates suchen. Die bisherige Amtsinhaberin, die Ungarin Diána Bánáti, wurde von ihrer eigenen Behörde zum Rücktritt gedrängt. Die seit Langem schon umstrittene Verwaltungsratschefin wechselt jetzt ganz zu dem industrienahen International Life Sciences Institute (ILSI). Das in Washington ansässige Institut wird vor allem von der Lebens- und Nahrungsmittelindustrie finanziert.

Bánáti wird bei der europäischen Ilsi-Dependance wissenschaftliche Direktorin. Diese Tätigkeit sei nicht vereinbar mit dem Posten bei der EU-Lebensmittelbehörde, heißt es bei der Efsa. Die Behörde mit Sitz im italienischen Parma ist unter anderem für die wissenschaftliche Risikobewertung von Gentech-Pflanzen, Pestiziden oder anderen mit Lebensmitteln in Berührung kommenden Stoffen zuständig. Die Expertisen und Empfehlungen der Efsa sind auch die Grundlagen für die Entscheidungen der EU-Kommission bei der Zulassung von Gentech-Pflanzen. Das Efsa wird schon lange kritisiert, sie sei zu sehr mit der Gentech- und Nahrungsmittelindustrie verbandelt. Diána Bánáti stand schon einmal in der Kritik. „Für das Ilsi war sie schon 2010 tätig, parallel zu ihrer Efsa-Tätigkeit“, erläutert der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Harald Ebner: „Den eigentlich schon damals fälligen Rücktritt hatte sie gerade noch durch die formale Aufgabe ihrer Lobby-Tätigkeit vermeiden können.“ Ihr Wechsel zeigt, dass sie den Kontakt zum Ilsi doch nicht ganz verloren hat. „Bei der Efsa sind grundlegende Änderungen nötig“, sagt Christoph Then von Testbiotech: So müssten Industrielobbyisten „künftig komplett vom Verwaltungsrat der Efsa ausgeschlossen werden“. WLF

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