Die Wahrheit: Im Namen liegt der Samen
Schall und Rauch? Von wegen, Herr von Goethe! Noch besser ist es, wenn ein Bank-Chefchen heißt wie Barbies Mann. Dann fällt alles gleich leichter.
N eulich wurde der Name des designierten Vize-Vorsitzenden der Deutschen Bank bekannt gegeben: Ken Oliver Fritz! Ken Oliver sind die Vornamen, Fritz der Nachname. Kein Künstlername, er heißt wirklich wie der Mann von Barbie und sieht auch so aus. Und auf einmal interessiere ich mich für diese Bank. Irre. „Im Namen liegt der Samen.“
Wer hat es gesagt? Goethe oder Schiller? Beides falsch, ist von mir. Deshalb kennt auch niemand diesen Spruch, sonst würde er auf jeder Taufe zitiert werden. Wenn das Aussprechen eines Namens Freude bereitet, so ist doch der erste Schritt zum Erfolg gelegt. Coole und uncoole Namen, dazwischen liegen wirklich Welten.
Johann Wolfgang von Goethe, sehr feiner Name, deshalb kein Wunder, dass aus ihm was geworden ist. Folgende Fragen stellen sich: Wären Bach, Mozart und Picasso genau so weltberühmt geworden, hätten sie die Namen Flach, Pofart oder Pipapo getragen? Wäre Mick Jagger im Alter von 80 noch genauso hot, hieße er Michael Jäger? Zumindest schwer vorstellbar. Und woran mag es wohl liegen, dass der DDR-Star Frank Schöbel bis heute im Westen ein Geheimtipp geblieben ist? Auch darüber können wir nur Vermutungen anstellen.
„Namen sind Schall und Rauch“, lässt Goethe den Faustus antworten, als er von Gretchen zur Religion befragt wird. Schall und Rauch – als wäre das nichts? In unserer teuflischen Mediengesellschaft sind es die einzigen Werte, die noch etwas zählen.
Mittels Gap-Analyse die Anforderungen erfüllen
Krasse Namen und smarte Stylings sind unbedingt vonnöten. Wäre das Buch über einen Zeitungsverleger ähnlich groß gefeiert worden, hätte ein untersetzter Nichtraucher namens Benni Meierl oder gar eine grauhaarige Frau Ingrid Huber von einem nervigen Betrieb mit saublödem Chef erzählt? Nun, wir wissen es nicht.
In dem Bericht über Ken Oliver Fritz wurde übrigens ein interessantes Konzept erklärt: es heißt „Gap-Analyse“. In der modernen Geschäftswelt wird mittels Gap-Analysen geprüft, ob alle Anforderungen erfüllt werden. Falls nicht, wird überlegt, welche Schritte nötig sind, die Lücken zu füllen. Zuerst brauchen wir die Beschreibung des Ist-Zustands. Zum Beispiel: Die Aktien sind im Keller und unsere Firma ist extrem unbeliebt. Die passenden Maßnahmen würden da lauten: Weniger Geld ausgeben und nur noch sinnvolle Geschäfte abschließen. Voilà, schon ist die Lücke zum gewünschten Idealzustand geschlossen.
Habe entdeckt, dass das Prinzip Gap-Analyse überall funktioniert, zu Hause und sogar bei Namen und Stylings. Wende ich nun häufig privat an. Ist-Zustand der Haare: Ausgefranst. Maßnahme: Gehe morgen zum Friseur. Lösung gefunden! Ist-Zustand der Küche: Gegenteil von aufgeräumt. Maßnahme: Keine, mein Mindset erträgt das. Ist-Zustand des Namens „Claudia“: Sound des letzten Jahrtausends. Maßnahme: Muss sofort geändert werden.
Gezeichnet, herzlichst Ihre Romana Salata von Frosch.
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