Lionel Messi bei PSG suspendiert: Reisen mit Risiko
Der Weltfußballer und saudische Tourismusbeauftragte Messi wird von katarischen Fußballbeauftragten bei PSG suspendiert. Sein Weggang ist besiegelt.
Es sind tolle Bilder, die da aus Saudi-Arabien um die Welt gehen. Lionel Messi mit Frau und Kindern beim Flechten von Palmenblättern, dem Streicheln einer Gazelle oder beim Brettspiel in der schicken Hotelanlage. Familienurlaub am Persischen Golf. Nur, dass er eigentlich gerade nicht Urlaub hat.
Stattdessen entfernte er sich am Montag und Dienstag unerlaubt von seinen Pflichten bei Paris St. Germain. So sehen sie es jedenfalls beim französischen Hauptstadtklub, wo sie den siebenfachen Weltfußballer daher laut übereinstimmender Medienberichte suspendiert haben. Einfach so, wie einen dahergelaufenen Straßenkicker. Zwei Wochen muss er dem Team fernbleiben, die Spiele gegen Troyes und Ajaccio auslassen und Gehaltseinbußen von rund 1,5 Millionen Euro in Kauf nehmen.
Sein Konto wird es überleben; von den Saudis kassiert er für den Nebenjob als Tourismusbotschafter angeblich 25 Millionen Euro pro Jahr. Seine Reputation dürfte auch intakt bleiben – wo ihr doch der Sponsorendeal mit dem unter Menschenrechtsaspekten höchst bedenklichen Königreich bisher so wenig anhaben konnte wie das Engagement beim nur etwas besser beleumundeten katarischen Staat, Eigentümer des PSG. Und Troyes? Ajaccio? Das alles wird Messi sowieso bald nur noch wie eine düstere Fata Morgana vorkommen.
Denn der Superstar ist sowieso auf dem Absprung. Die Familie ist nie so recht heimisch geworden seit dem Wechsel 2021 aus Barcelona, der ja von vornherein etwas Erzwungenes hatte, weil ihn sich sein Lebensklub nicht mehr leisten konnte. Messi gab sich zwar gewisse Mühe, die Ligue 1 spannend zu finden und zwischen den Egos von Neymar und Kylian Mbappé zu vermitteln. Aber einen auch nur annähernd so engagierten Eindruck wie bei seinem WM-Bravourstück mit Argentinien machte er nicht.
20 Tore, 19 Torvorlagen
Die Verhandlungen um eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrags stockten schon lange und galten als praktisch tot. Und so nutzten die Kataris jetzt Messis Testimonial-Reise zu einem politischen Rivalen dafür, um das mäßig überzeugende Duett mit einem Tusch aus der eigenen Kapelle zu beenden.
Auch mit Messi hat der PSG nicht die Champions League gewonnen oder verführenden Fußball gespielt. Mit Messi oder erst recht mit Messi hat er den Eindruck einer völlig unbalancierten Mannschaft gemacht, in der Weltstars neben Mitläufern agieren. Die Pariser Fans pfiffen ihn des öfteren aus, trotz 20 Tore und 19 Torvorlagen in dieser Saison, allein gilt er als Sinnbild für einen Verein, der dieser Tage mal wieder besonders derangiert daherkommt.
Trainer Christophe Galtier wird von Rassismusvorwürfen aus seinem ehemaligen Klub Nizza heimgesucht, und auf dem Platz wird in einem zähen Saisonfinish fast mehr verloren als gewonnen. Selbst die Meisterschaft ist fünf Spieltage vor Schluss bei nur noch fünf Punkten Vorsprung in Gefahr – wenn Paris so weiterkickt wie beim blamablen 1:3 am Sonntag gegen Lorient.
Danach strich die Teamleitung unter dem Druck des empörten Umfelds die freien Tage, für die Messi laut der Version seiner Entourage den Arabien-Trip angemeldet hatte. Schon zweimal habe er diesen wegen ungünstiger Stimmungslage verschoben, so nach dem Champions-League-Aus gegen die Bayern. Eine erneute Stornierung der Reise sei aber keine Option gewesen, heißt es, denn bald werden die hohen Sommertemperaturen am Golf keinen seriösen Tourismusbotschafterauftritt mehr erlauben. Vom kurzfristig anberaumten Training in Paris habe Messi erst über den Wolken erfahren.
Bloß weg also, bald auch ganz. In Barcelona träumen sie von seiner Rückkehr, die Verhandlungen laufen seit Monaten, hängen allerdings neuralgisch am selben Schuldenproblem des Vereins, das damals seinen Abgang einleitete. Alternativen wären die amerikanische MLS, in der Messi schon vor Jahren ein Faible für den David-Beckham-Klub Inter Miami zugab. Oder halt die Saudis, die ihm bisher ja letztlich nur Peanuts zahlen. Der alte Rivale Cristiano Ronaldo kassiert bei Al-Nassr rund 200 Millionen Euro pro Saison, für Messi würden sie wohl bis auf das Doppelte gehen.
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