piwik no script img

Lebensmittel-EinzelhandelWeiterhin viele Lieferengpässe

Lieferprobleme bei Lebensmittelhändlern gehen laut Umfrage leicht zurück, bleiben aber auf hohem Niveau. Auch die Nachfrage sinkt.

Nicht mehr so gut gefüllt? Lieferengpässe im Lebensmittelhandel halten an Foto: Michael Gstettenbauer/imago

Berlin rtr | Die Lieferengpässe im Einzelhandel mit Lebensmitteln bleiben auch zu Frühlingsbeginn ungewöhnlich groß. Im März meldeten 77,7 Prozent der befragten Unternehmen entsprechende Knappheiten, nach 85,7 Prozent im Februar, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Umfrage mitteilte.

„Die Zahl der Unternehmen, die von Lieferproblemen berichten, ist nach wie vor auf einem hohen Stand“, kommentierte Ifo-Experte Patrick Höppner die Entwicklung. Er rechnet allerdings mit einer allmählichen Entspannung in den nächsten Monaten. „Nachlassende Lieferprobleme dürften dazu beitragen, die Preisanstiege bei Lebensmitteln im weiteren Jahresverlauf zu verlangsamen.“

Gleichzeitig berichten mehr Unternehmen im Lebensmittel-Einzelhandel von einer schwachen Nachfrage. Im zurückliegenden ersten Quartal beklagten dies 28,4 Prozent der befragten Händler, nach 27,8 Prozent im vierten Quartal 2022.

„Die Lebensmitteleinzelhändler spüren, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher infolge der starken Verteuerung von Nahrungsmitteln ihr Einkaufsverhalten verändert haben“, sagte Höppner mit Blick auf die Inflation. „In der Tendenz kaufen die Kunden weniger Lebensmittel und wählen diese auch preisbewusster aus.“

Nahrungsmittel haben Energie mittlerweile als Preistreiber Nummer eins abgelöst: Sie verteuerten sich im März um durchschnittlich 22,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, Energie dagegen nur noch um 3,5 Prozent. Den Arbeitnehmern drohen wegen der hartnäckig hohen Inflation das dritte Jahr in Folge reale Lohneinbußen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Wie kann man weniger Lebensmittel kaufen?

    - Entweder man hat noch Vorräte,



    - oder man reduziert eine übermäßige Kalorienaufnahme,



    - oder man reduziert den Verlust, also die nicht genutzten Lebensmittel.

    Alles ist nicht schlecht und zeigt, dass wir einen übergesättigen Markt haben.

    • @fly:

      Die Frage ist hier: Wird es nach Menge oder nach Umsatz gesehen? Ich gehe einmal vom Umsatz aus.



      Dann gibt es eben die Bockwurst anstatt dem argentinischen Rumpsteak.

  • Interessante Entwicklung, wenn teure Lebensmittel zu weniger Nachfrage führen. Das müsste letztlich dazu führen, dass die Leute weniger Essen und ggf. sogar zivilisatorische Erkrankungen reduziert werden. Gibts Untersuchungen die das bestätigen? Weniger Dicke und entsprechende teuer zu behandelnde Krankheiten wie Diabetes oder andere damit verbundene Krankheiten am Stützapparat.



    Ich meine das durchaus nicht zynisch! Wäre dann ja anzustreben, bzw. wäre ein Beweis für die These auf ungesunde Lebensmittel zusätzliche Steuern zu erheben um die Nachfrage zu reduzieren.

    • @Tom Farmer:

      Meine These: Vermutlich wechselt man eher zu potenziell ungesünderer Kost (weniger O&G mehr Fertiggerichte, da O&G in der vergangeneen Jahreszeit besonders teuer geworden sind) und damit steigt eher ggf. die Gefahr von Gesundheitsproblemen

    • @Tom Farmer:

      Nach meiner Beobachtung, komme ursprünglich aus der Branche, wird hauptsächlich auf "gesunde Lebensmittel" verzichtet und es werden billige Kalorien aus dem Regalbereich, zu dem sich gebückt werden muss, gekauft.

      Deckt sich auch mit den mir bekannten Meldungen, dass Freiland- und Bioeier beispielweise mittlerweile häufig als Bodenhaftung verkauft werden, da der Markt für die höherpreisigen regelrecht zusammengebrochen ist. Ähnlich ist es bei Bio-Milchprodukten schon seit Jahren.

      Von daher wage ich zu bezweifeln, dass ein weniger an Bioprodukten und ein mehr an ungesundem Zucker und Fett, beides sehr konzentrierte Kalorien mit wenig Produktvolumen, zu einer gesünderen Ernährung führt. Noch fehlen mir aber die Daten, welche Lebensmittel in welchem Umfang weniger verkauft wurden, so dass 0obige Annahmen eher spekulativ aus eigener Beobachtung entstanden sind.

      • @NN:

        Das ist vorstellbar, letztlich unlogisch. Selbst gekocht ist immer billiger! Eine Packung Nudeln plus etwas Gemüse ist günstiger als eine Tiefkühlpizza für 2,99 oder so. Das Klientel ist oft auch nicht gut im rechnen. Also Argument Zusatzsteuer auf hoch everarbeitet Lebensmittel....!

  • Die Erzeugerpreise in der Landwirtschaft fallen seit Monaten, trotzdem steigen die Preise im Handel. Der Handel gleicht den wenigeren Umsatz durch höhere Gewinne aus, alles zu kosten der Verbraucher. Und ich dachte wir hätten ein Kartellamt die sowas überwachen ...