Russlands Rückkehr in den Weltsport: Comeback als Neutrale

Das IOC ist für die Wiederzulassung von Ath­le­t:in­nen aus Russland. Ob sie zu Olympia nach Paris dürfen, bleibt offen.

Thomas Bach winkt ins Publikum

Willkommen! Thomas Bach winkt die Rückkehr von Russinnen und Russen in den Weltsport durch Foto: Aflosport/imago

Die Rückkehr von Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus auf die internationale Bühne war gut vorbereitet worden. Nun kann sie vollzogen werden. Die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees hat den Sportverbänden dieser Welt empfohlen, Sportler und Sportlerinnen aus den Ländern, die den Angriffskrieg gegen die Ukraine führen, wieder zuzulassen. Eine Entscheidung darüber, ob Russland und Belarus von den Olympischen Sommerspielen in Paris 2024 ausgeschlossen werden, wurde nicht getroffen.

Auf einer Video-Pressekonferenz nach der Sitzung des Leitungsgremiums des Internationalen Olympischen Komitees am Dienstag in Lausanne erläuterte IOC-Präsident Thomas Bach, wie er sich das vorstellt. Sportlerinnen und Sportlerinnen „mit russischen oder belarussischem Pass“, wie es in der IOC-Diktion immer heißt, können als neutrale Einzelathleten an internationalen Sportereignissen teilnehmen.

Mannschaften aus den Ländern der Aggressoren sollen dagegen nicht zugelassen werden. Alle nationalen Symbole von Russland und Belarus sollen in den Wettkampfstätten verboten werden. Internationale Sportereignisse sollen nicht in Russland und Belarus stattfinden. Neutrale Athletin kann nur sein, wer den Krieg nicht unterstützt. Auch Sportlerinnen und Sportler, die dem Militär angehören, sollen außen vor bleiben.

Das ukrainische Außenministerium hatte vor der Sitzung der IOC-Exekutive mit der Verbreitung eines eindrucksvollen Videos darauf aufmerksam gemacht, dass bei den Winterspielen in Peking 2022 ein Drittel der Athleten aus Russland Armeeangehörige gewesen sind. Zudem habe sich etliche Athleten zu Propagandazwecken mit dem Kriegssymbol „Z“ ablichten lassen und damit an Propagandaveranstaltungen für den Krieg gegen die Ukraine teilgenommen.

Ausschluss von Armeeangehörigen

Das würde auch das Wettkampf-Aus für die Lieblingszwillinge des russischen Präsidenten Wladimir Putin bedeuten. Die Sportgymnastinnen Dina und Arina Awerina waren bei der Stadionkundgebung zum Jahrestag der Krim-Annexion 2022 mit dem Kriegssymbol „Z“ auf dem Trainingsanzug aufgetreten.

Nach den genauer spezifizierten Regelungen würden alle Athletinnen und Athleten ihren neutralen Status verlieren, wenn sie sich bei offiziellen Anlässen mit ihrer Nationalflagge oder der ihres nationalen Sportverbands ablichten ließen. Sie sollen umgehend von den Wettbewerben ausgeschlossen werden.

Auf die Frage eines ukrainischen Sportjournalisten des Portals ua.tribuna.com, was sich denn an der Lage in der Ukraine geändert habe, sodass eine Wiederzulassung russischer und belarussischer Sportlerinnen und Sportler nun möglich ist, stellt Bach klar, dass es ja gar keine Sperre wegen der kriegerischen Handlungen ihrer Staaten gegeben habe. Um die Sicherheit der Wettbewerbe zu gewährleisten, um Konflikte während der Wettkämpfe zu vermeiden, habe man den Ausschluss empfohlen.

Dann verwies Bach einmal mehr auf die Empfehlungen von Alexandra Xan­thaki, Sonderberichterstatterin für kulturelle Rechte, und Ashwini K. P., Sonderberichterstatterin für zeitgenössische Formen von Rassismus, Rassendiskriminierung und Fremdenfeindlichkeit bei den Vereinten Nationen, die meinten, es liege eine Diskriminierung vor, wenn Sportlerinnen und Sportler, nur weil sie einen bestimmten Pass haben, von Wettbewerben ausgeschlossen würden.

Auch wenn noch keine endgültige Entscheidung getroffen wurde – die Tür für Russinnen und Belarussen zu den Spielen in Paris 2024 ist weiter mindestens einen Spaltbreit offen.

Innenministerin Nancy Faeser bezeichnete die Entscheidung des IOC als „Schlag ins Gesicht der ukrainischen Sportlerinnen und Sportler“. Das Mindeste, das die Ukraine erwarten könne, sei eine klare Haltung, heißt es in einer Mitteilung. Es gebe keinerlei Grund für eine Rückkehr Russlands in den Weltsport.

Der Deutsche Olympische Sportbund hat unmittelbar nach der Pressekonferenz klargestellt, dass er weiter für eine Aufrechterhaltung des Banns gegen Sportlerinnen und Sportler aus Russland ist. Gleichzeitig stelle der Verband klar, dass er einen Boykott der Spiele ablehnen würde, auch wenn es zu einer Zulassung von Russland und Belarus kommt. Eine ähnliche Position vertreten die Mitglieder des Sportausschusses des Bundestags von SPD, CDU/CSU, den Grünen und der FDP in einer gemeinsamen Erklärung.

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