Podcast „Nymphe & Söhne“: Jenseits von linkem Moralismus
Der Podcast „Nymphe und Söhne“ liefert kluge und linke Alltagsanalysen. Die Sendung hebt sich positiv von der Masse neuer Unterhaltungspodcasts ab.
Abdul Kader Chahin, Jean-Phillipe Kindler und „Nymphe“ sind die Macher des Podcasts „Nymphe und Söhne“. Der wird auf der zugehörigen Instagramseite als „1 Trash-Podcast“ beschrieben.
Abdul ist Poetry-Slammer und hat ein Buch über deutsche Erinnerungskultur geschrieben. Jean-Phillipe, ebenfalls Bühnenkünstler, gewann zahlreiche Poetry-Slam- und Kabarettpreise und ist aktuell mit seinem Programm „Deutschland umtopfen“ auf Tour. Beide veröffentlichen auf ihren jeweiligen Instagramseiten regelmäßig kurze Videos, in denen sie politische Themen satirisch auseinandernehmen.
„Nymphe“, deren richtiger Name im Podcast nicht genannt wird, betreibt die Memeseite „hinterhaltnymphe2“ mit mehr als fünfundzwanzigtausend Follower*innen. Einmal die Woche reden die drei über Popkultur, Sexualität, Depressionen, Streiks und andere Dinge und Beobachtungen aus ihrem Alltag. Es macht Spaß, zuzuhören und sich von den Storys berieseln zu lassen.
Dabei münden die anekdotischen Erzählungen von der Fahrt mit der Straßenbahn oder dem letzten Date jedoch immer wieder in scharfe und theoretisch geschulte Analysen über Kapitalismus, Patriarchat und Kulturindustrie. Durch ihren kritischen Gehalt und jede Menge – mal mehr, mal weniger kluger – Witze hebt sich die Sendung von der Masse an Unterhaltungspodcasts ab, die in den letzten Jahren Streamingportale wie Spotify regelrecht fluten.
„Nymphe & Söhne“ – immer dienstags auf Spotify
Gleichzeitig bricht das Format mit den gängigen Erwartungen von politisch-korrekter Sprache und linkem Moralismus. Zu Recht wird immer wieder bemängelt, dass die gesellschaftliche Linke in den sozialen Medien viel zu wenig vertreten ist, während neurechte Influencer dieses Feld seit Langem erfolgreich bedienen. Mit ihrem Podcast und ihren Social-Media-Auftritten schließen die drei diese Lücke ein bisschen, ohne dabei dem Klischee lebensferner Akademikerlinken zu entsprechen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!