: Wo geht’s hier zum Parkhaus?
Berlin-Grusel II: Der City-West geht es gut, sagt eine Studie. Nur ein paar Parkplätze fehlen zum Glück
Von Uwe Rada
Jetzt, wo die CDU Berlin bald regiert, soll auch der Autofahrer zu seinem Recht kommen. Der lässt nämlich nicht nur Feinstaub in den Straßen liegen, sondern auch Geld in der Registrierkasse, meint der Chef des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen: „Insbesondere die kaufkräftigen Kundinnen und Kunden bevorzugen den eigenen Pkw zum Einkaufen in der City-West.“
Es war eine Pressekonferenz wie gemalt für eine CDU-SPD-Verkehrswende. Busch-Petersen saß da im Europa-Center, Robert Rückel von der IHK, Uwe Timm, der Vorstand der AG City, und Boris Hedde, Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung.
Heddes Institut hat im vergangenen Jahr 69.000 Menschen an 111 Standorten in Deutschland nach ihrem Einkaufsverhalten befragt. In Berlin gab es Interviews nur in der City-West. Und siehe da: Tauentzien, Ku’damm und Co. kamen ganz gut durch die Coronakrise. Die Ergebnisse zeigten, so Hedde, „dass die städtischen Zentren Zukunft haben, vorausgesetzt, Erreichbarkeit, Angebotsmix und Erlebnisse seien gegeben“.
Zu Erreichbarkeit gehört für Nils Busch-Petersen auch die mit dem Auto. Denn fast die Hälfte derer, die mit dem Pkw in die City-West kommen, gibt pro Besuch 100 Euro aus. Bei denen, die zum Ku’damm radeln, sind es nur 6 Prozent. Mehr Parkplätze, mehr Umsatz?
So würde es der AG-City-Chef Timm natürlich nicht formulieren. „Durchgangsverkehr brauchen wir nicht“, sagt er. „Aber den Zielverkehr wollen wir.“ Deshalb sei eine autofreie Straße wie die Friedrichstraße in Mitte „kein gutes Beispiel“.
Und auch Handelschef Busch-Petersen formuliert eher elegant wie ein Smart als brachial wie ein SUV: „In anderen Städten gibt es ein modernes und dynamisches Parkleitsystem“, sagt er. „Da wird einem mitgeteilt, in welchem Parkhaus noch so und so viele Plätze frei sind.“ Kein Hexenwerk sei das, so ein Leitsystem schaffe jede Mittelstadt. Nur eben nicht Berlin. Dort sei es in Tempelhof-Schöneberg sogar verboten, auf der Straße auf ein Parkhaus hinzuweisen.
Dass all die Hinweise auch an die Verhandlerinnen und Verhandler von CDU und SPD gerichtet sind, daraus machten die Herren am Donnerstag kein Hehl. Denn der City-West fehlt es nicht nur an intelligenten Parkleitsystemen, sondern bald womöglich auch an Einnahmen. Fast neun Millionen Euro, mit denen die Gehwege und Straßen zusätzlich gereinigt werden und der Standort attraktiv gemacht wird, fallen demnächst weg, wenn das Berliner Gesetz zum „Business Improvement District“, kurz BID, ausläuft. Klare Botschaft an die künftige Stadtentwicklungssenatorin: Verlängern.
Und, klar: Bitte freie Fahrt für Autos und ein Dach überm Blech.
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