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Naturschutz durch WiedervernässungWenn Moos zurückkehrt

Kommentar von Franziska Betz

Na­tur­schüt­ze­r*in­nen versuchen den menschengemachten Schaden am Moor zu beheben. Im Hartshoper Moor wurde jetzt sogar ein Moos wiederentdeckt.

Fuchsbraunes Torfmoos und sein Entdecker im Hartshoper Moor Foto: Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein

H AMBURG taz Spektakulär sieht es nicht aus, dieses Moos – ist es aber trotzdem. Ein kleiner orangebrauner Hügel im Moor zeigt, dass die Bemühungen um Wiedervernässung der Moore hier Früchte tragen. Im Hartshoper Moor bei Rendsburg wurde nach 34 Jahren zum ersten Mal wieder das Fuchsbraune Torfmoos gesichtet, wissenschaftlicher Name: Sphagnum fuscum. In Schleswig-Holstein galt diese Art als ausgestorben, weil sie hier so lange nicht mehr gefunden wurde.

Die Rückkehr ist nicht nur ein Gewinn für die Artenvielfalt, sondern auch fürs Klima. Denn Moore sind wunderbare CO2-Speicher. In der nassen und sauerstoffarmen Umgebung zersetzen sich abgestorbene Pflanzen nämlich nicht und geben somit das CO2, das sie zu Lebzeiten über Photosynthese aufgenommen haben, nicht an die Atmosphäre ab. Das Treibhausgas bleibt quasi im Moorschlamm stecken.

Das funktioniert aber nur, wenn man Moore in Ruhe lässt. Seit Jahrhunderten haben Menschen die Moore zerstört, weil sie die Flächen für die Landwirtschaft oder den Torf als Brennstoff, oder Baumaterial nutzten. Entwässerte Moore wiederum „setzen CO2 frei, weil sie wie ein Kompost zusammensacken“ sagt Christian Dolnik von der Stiftung Naturschutz. Der Botaniker kennt sich gut mit Moosen aus. Bei einer Begehung des Hartshoper Moores – in der der Status der Wiedervernässung überprüft wurde – stieß er vor einigen Wochen zufällig auf das Fuchsbraune Torfmoos. „Wer sich mit Moosen auskennt, für den ist das Fuchsbraune Torfmoos durch sein Farbe auffällig“, sagt Dolnik. „Ich habe es in Schleswig-Holstein vorher noch nie gesehen, aber ich kannte es aus Skandinavien und Osteuropa.“

Die Stiftung Naturschutz kauft seit 1978 Flächen für den Natur- und Artenschutz. Die Wiedervernässung im Hartshoper Moor begann 2011. Zuerst wurden aus dem vorhandenen Torf Dämme und Wälle gebaut, Gräben verstopft und Entwässerungsrohre entfernt. Das führte dazu, dass der Torf sich wie ein Schwamm wieder mit Wasser vollsaugte und innerhalb weniger Monate um einen halben Meter aufquoll und die Absackungen gestoppt wurden.

Das Hochmoor wächst wieder

Das erste kleine Ziel war damit erreicht. „Das Krönchen ist dann, wenn das Hochmoor wächst und die Bindung von CO2 in Torfbiomasse höher ist als die Abgabe von CO2.“ sagt Dolnik. „Und das geschieht durch die braunen und roten hochmoorbildenden Torfmoose“, zu denen das Fuchsbraune gehört. Der Moos-Fund ist also ein Indikator dafür, dass die Strategie der Wiedervernässung funktioniert und Moore wieder wachsen können. „Der Bult, den wir gefunden haben, ist in einem guten Zustand, was ein Zeichen dafür ist, dass er wächst“, freut sich Dolnik.

Gerade die Torfmoose sorgen aktiv dafür, dass CO2 in großen Mengen aus der Luft gefiltert und dann als sogenannter Weißtorf gespeichert wird. Weltweit bilden Moore nur 3 Prozent der Landfläche, speichern aber 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs. Ein Quadratmeter Moor speichert 10- bis 15-mal so viel wie die gleiche Fläche Wald.

„Durch die Wiedervernässung im Hartshoper Moor werden 1.870 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr eingespart“, rechnet die Stiftung Klimaschutz vor. Das ist eine ganze Menge: ungefähr so viel, wie 170 Menschen pro Jahr freisetzten. Für Dolnik ist der Moos-Fund „eine kleine Sensation und ein großes Lob an die Moorvernässer*innen“. Ihr Engagement ist wirklich vorbildlich.

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Seit September 2022 Volontär*in bei der taz nord in Hamburg. Hat Politikwissenschaften und Transkulturelle Studien an der Uni Bremen studiert.
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