: „Wir wollenmehr erreichen“
Fußballnationalspielerin Lina Magull spricht vor der Partie gegen Schweden über die Konkurrenz im Mittelfeld, den Austausch im Team und die WM
Interview Frank Hellmann
taz: Frau Magull, für das Länderspiel am Dienstag gegen Schweden in Duisburg sind bereits mehr als 17.700 Tickets verkauft. Die Partie wird um 18.15 Uhr im ZDF live ausgestrahlt, dazu hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt. Zahlt sich die Hartnäckigkeit aus, mit der auch Sie mehr Aufmerksamkeit eingefordert haben?
Lina Magull: Das ist alles in allem eine sehr positive Entwicklung. Es zeigt sich, dass zu solch einer Anstoßzeit mehr Leute ins Stadion kommen können. Wir haben im Sommer bewiesen, welche Qualität bei uns vorhanden ist. Dass wir danach auch die Zuschauer mit unserem Freundschaftsspiel gegen Frankreich (2:1 in Dresden im Oktober vergangenen Jahres, Anm. d. Red.) begeistern konnten, ist schön zu sehen. Ich hoffe, dass es letztlich noch mehr als 17.700 Fans sein werden. Mich reißt ein volles Stadion mit. Und natürlich ist es schön, dass der Bundeskanzler seinen Besuch angekündigt hat.
Wenn Sie gegen Schweden antreten, wird das WM-Viertelfinale 2019 noch mal präsent, als Sie damals gegen den Gegner das sehenswerte Führungstor erzielt haben, doch am Ende war Deutschland ausgeschieden. Wie oft haben Sie danach Albträume gehabt?
Albträume nicht, aber natürlich sind positive wie negative Erinnerungen damit verbunden. Mein schönes Tor war letztlich nichts wert, weil wir nicht weitergekommen sind. Das war sehr ärgerlich. Wir haben damals nach einer kontrollierten ersten Halbzeit den Faden verloren. Ich glaube, dass wir dreieinhalb Jahre später deutlich weiter sind. Martina Voss-Tecklenburg hat danach mit ihrem neuen Trainerteam vieles hinterfragt und aus der Mannschaft kamen viele Impulse. Es war wichtig, dass wir uns alle nach diesem Negativerlebnis kritisch hinterfragt haben. Es war ein längerer Prozess, die exakten Probleme herauszufiltern. Inzwischen sind wir eine Nation, gegen die andere Teams nicht gerne spielen.
Die Bundestrainerin scheint auch sehr offen für Verbesserungsvorschläge.
Das wird bei uns sogar eingefordert. Wir haben mittlerweile einen regelmäßigen Austausch zwischen Spielerinnen und vor allem Mannschaftsrat und Trainer*innenteam. Dieses Feedback ist für beide Seiten wichtig. Letztlich müssen wir auf dem Platz performen.
Bei der EM in England war das Mittelfeld ein deutsches Prunkstück: Lena Oberdorf, Sara Däbritz und Sie – das war eine fast perfekte Mixtur aus kämpferischen, spielerischen und läuferischen Qualitäten. Wo soll Dzsenifer Marozsan spielen, wenn Sie bald nach ihrem ausgeheilten Kreuzbandriss zurückkehrt?
Es ist nichts Neues, dass es im zentralen Mittelfeld einen großen Konkurrenzkampf gibt. Über eine Rückkehr von Dzsenifer Marozsan freue ich mich, weil sie über enorme Qualitäten verfügt und eine starke Persönlichkeit ist. Ich sehe mich deswegen aber in keiner schlechteren Position. Ich bin gefordert, meine Leistung zu bringen. Wenn ich noch an Linda Dallmann, Sydney Lohmann, Lena Lattwein oder Sjoeke Nüsken denke, haben wir eine Topauswahl mit guten Spielerinnen.
Lina Magull
28, ist seit 2018 bei Bayern München unter Vertrag. Die Mittelfeldspielerin hat für das DFB-Team in 68 Länderspielen bereits 22 Tore erzielt. Sie ist ausgebildete Bürokauffrau.
Was braucht es mehr, um bei der WM in Australien und Neuseeland den Titel zu holen?
Ich freue mich wirklich sehr auf diese WM, weil Australien und Neuseeland dieses Turnier groß aufziehen werden. Mit einer großen Begeisterung in den Stadien, was wir hoffentlich auch nach Deutschland vermitteln können. Wir wollen mehr erreichen als bei der EM, aber heute ist schwer, genau zu sagen, was es noch mehr braucht, um den Titel zu holen. Da haben wir zum Glück noch ein bisschen Zeit.
Die FCB-Frauen tragen ihr Champions-League-Viertelfinale gegen WFC Arsenal am 21. März in der Arena aus. Es ist dort das dritte Spiel, das erste Mal gegen Paris waren 13.000 Besucher da, gegen Barcelona schon 24.000. Was erhoffen Sie sich jetzt für einen Zuspruch?
Ich hoffe immer, dass es noch mehr Menschen ins Stadion zieht. Es ist toll, dass wir diese Möglichkeit bekommen: Eine tolle Unterstützung hilft uns, um einen internationalen Topklub zu besiegen. Das ist für uns das nächste tolle Highlight.
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