: Frey kann bleiben
THEATER Abschlussbericht: Geschäftsführung „nicht ordnungsgemäß“, Reiseabrechnungen korrekt
Der nun vorliegende Abschlussbericht über „Marie Antoinette“ bestätigt den bisherigen Befund: Die Wirtschaftsprüfer der „Fides Treuhand“ attestieren dem Musical-Projekt eine „nicht ordnungsgemäße Geschäftsführung“. Gravierende Versäumnisse unter anderem im Kosten-Controlling hätten erheblich zu den 2,5 Millionen Euro beigetragen, mit denen das Großprojekt des Bremer Theaters bislang bilanziert wird.
Die Unklarheiten über die Verwendung von 30.000 Euro, die über die Intendanten-Kreditkarte abgebucht wurden, konnten nach Angaben des Kulturressorts hingegen ausgeräumt werden. Lediglich marginale Restposten gelten als noch unklar – offenbar geben sie jedoch keinerlei Anlass, den bereits auf nur noch ein Jahr Laufzeit verkürzten Vertrag von Intendant Hans-Joachim Frey fristlos zu beenden. Vor zwei Wochen hatte Frey unter minutiöser Einhaltung einer dramatisch inszenierten Mitternachts-Frist die fehlenden Quittungen im Ressort nachgereicht.
Derweil bemüht sich das Kulturressort um die Bildung einer Kommission für die Suche nach einem Nachfolger Freys – im Oktober soll die Stelle, auf die es bereits zahlreiche Initiativbewerbungen gibt, ausgeschrieben werden. Neben drei externen künstlerischen Kapazitäten werden dort die Staatsräte für Finanzen und Kultur sowie der Theater-Betriebsrat vertreten sein. Dessen Initiative, künftig ein kollektives Führungsgremium an Stelle einer Intendanten-Alleinherrschaft zu installieren, ist damit noch nicht beerdigt, aber unwahrscheinlicher geworden. Die Tendenz in der Politik geht in Richtung einer „ordentlichen“ Intendanz.
Andererseits sollen die Angestellten über einen „Wirtschaftsrat“ erweiterte Mitspracherechte erhalten: Dem monatlich tagenden Gremium werden neben der Geschäftsführung und dem Kulturressort auch Vertreter der Belegschaft angehören. Stimmverteilung und Veto-Optionen gelten allerdings noch als ungeklärt. Henning Bleyl
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen