was sie heute gegen die wm unternehmen können: Über gälische Sportarten lesen
Siobhán Doyles Idee, die Geschichte der Gaelic Athletic Association anhand von Objekten zu erzählen, funktioniert super. Vor allem, weil man keine Ahnung von gälischen Sportarten haben muss, sondern beim Durchblättern eine Menge lernen kann. Zum Beispiel über irische Geschichte. Und darüber, was ein Schnürsenkel damit zu tun hat.
Er steht für den ersten Bloody Sunday in der irischen Geschichte, in dessen Verlauf 14 Menschen während eines Gaelic-Football-Spiels im Dubliner Croke-Park-Stadion von bewaffneten britischen Einheiten getötet worden waren. Begonnen hatte die Geschichte des Schnürsenkels als typischer Fall von „noch ein Glück“, denn der Tipperary-Spieler Bill Ryan stellte kurz vor dem Match gegen Dublin fest, dass ein Schuhbändel seiner Ersatz-Töppen gerissen war. Seine eigentlichen Football-Schuhe waren am Tag zuvor während der Anreise von britischen Soldaten aus dem Zugfenster geworfen worden. Zum Glück konnte Ryan vom Teamkollegen Michael Hogan einen Schnürsenkel ausborgen. Er sollte ihn nicht zurückbekommen. Michael Hogan, 24 Jahre alt, wurde erschossen, als paramilitärische Black and Tans während des Spiels gezielt in die Menge schossen.
Um viel Glück geht es auch in der Geschichte eines weiteren GAA-Objekts, nämlich des Fußballs, mit dem 1943 das All-Ireland-Finale Roscommon vs. Cavan gespielt wurde. Jimmy Murray, Kapitän des Siegerteams von Roscommon, hatte sich den Ball gesichert und hängte ihn stolz in der Kneipe seiner Familie über den Tresen. 1990 brach ein Feuer in dem Lokal aus. „Ich habe den Ball“, rief einer der lokalen Feuerwehrleute während des Einsatzes voller Freude aus. Die verbrannten historischen Originalunterschriften der Spieler zog Jimmy Murray später mit Filzstift nach. Elke Wittich
Siobhán Doyle: „A History of the GAA In 100 Objects“. Merrion Press, 240 Seiten, ca. 28 Euro
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