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Eine Leiche bleibt verschwunden

ROCKERKRIMINALITÄT Groß-Razzia gegen Hells Angels im Norden bescherte auch einem Kieler NPD-Mann Polizeibesuch. Suche nach Vermisstem geht weiter

Einen Tag nach der Großrazzia gegen die Hells Angels hat die Polizei am Freitag in Altenholz bei Kiel die Suche nach einem seit zwei Jahren vermissten Mann fortgesetzt. Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass die Leiche des Türken im Fundament einer Lagerhalle der Hells Angels liegt. Als Hintergrund werden Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Drogengeschäften vermutet.

Insgesamt 1.200 Beamte hatten am Donnerstag in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg zum Schlag gegen die Rockerkriminalität ausgeholt. Bordelle, Gaststätten und Wohnungen wurden durchsucht, Schwerpunkt des Einsatzes war der Großraum Kiel. Fünf führende Mitglieder der verbotenen Kieler Hells Angels wurden verhaftet. In der Nähe von Hannover stürmten GSG-9-Beamte das Privathaus von Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth. Dessen Anwalt sprach am Freitag vom Versuch, seinen Mandanten zu diskreditieren (siehe Porträt links).

Die Vorwürfe: Menschenhandel, Korruption, Körperverletzung und Waffenhandel – auch mit Rechtsradikalen. Eine Polizeisprecherin bestätigte am Freitag, dass auch die Wohnung eines Kieler NPD-Ratsherrn durchsucht wurde: Der Mann soll eine Waffe von den Hells Angels gekauft haben.

Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) erklärte, die Aktion unterstreiche die Bemühungen, „die organisierte Kriminalität der Rockerbanden zu bekämpfen“. Behörden arbeiteten länderübergreifend zusammen. „Sollte es gerichtsfeste Beweise für ein Verbotsverfahren geben, werden wir dies unverzüglich auf den Weg bringen.“

„Man wollte ganz klar an ihn ran“, sagte der Anwalt des hannoverschen Hells-Angels-Granden Frank Hanebuth, Götz von Fromberg. Die Annahme, sein Mandant habe etwas mit den Vorgängen in Schleswig-Holstein zu tun, sei „völliger Quatsch“. Die Erstürmung des Privathauses sei völlig überzogen gewesen und Hanebuths zehnjähriger Sohn „traumatisiert“ worden.  (dpa / dapd)

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