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Bekämpfung von Schäden durch KlimawandelPionier des Katastrophenschutzes

Deutschland und Pakistan haben auf der COP27 eine engere Zusammenarbeit vereinbart. Das Land könnte Wegbereiter zur Förderung von Klimaresilienz sein.

Pa­ki­sta­ne­r:in­nen hatten zuletzt mit den Folgen von extremen Monsun-Niederschlägen zu kämpfen Foto: Fareed Khan/ap

MUMBAI taz | „Wir haben bis zur letzten Minute sehr hart für den Fonds zur Unterstützung von Klimafolgen gekämpft“, sagt die pakistanische Klimaministerin Sherry Rehman (PPP) über die Verhandlungen auf dem zurückliegenden Weltklimagipfel. Denn die Angst war da, dass Pakistan, das in diesem Jahr von Jahrhundertfluten heimgesucht wurde, bei der diesjährigen Klimakonferenz leer ausgehen würde. Nach zähen Verhandlungstagen zeigte sich die 61-Jährige dennoch erleichtert, während in ihrer Heimat die Folgen der Überschwemmungen noch für Millionen Menschen den Alltag bestimmen.

Den neuen Fonds möchte Rehman ausdrücklich nicht als „Wohltätigkeit“ gegenüber Entwicklungs- und Schwellenländern bezeichnen. Denn: „Es ist eine Abschlagszahlung auf unsere gemeinsame Zukunft, […] auf die Klimagerechtigkeit“, sagte sie im Namen der G77 und Chinas auf der Abschlussplenarsitzung der COP27.

Fast drei Jahrzehnte dauerte die Einrichtung dieses Topfes. Details werden noch ausgearbeitet. Aber allein die Ankündigung gebe weltweit gefährdeten Gemeinschaften, die um ihr Überleben durch den Klimastress kämpfen, Hoffnung, so Rehman. Und er verleihe der COP27 eine höhere Glaubwürdigkeit, so die ehemalige UN-Diplomatin. Jetzt liege es am Übergangsausschuss, ihn wie beschlossen bis Dezember 2023 voranzutreiben.

Auf der COP27 wurden auch die Beziehungen zwischen Deutschland und Pakistan gestärkt. Angesichts der dramatischen Lage infolge der Flut erhöhte Deutschland die Hilfen zur Förderung von Klimaresilienz und Katastrophenschutz auf zusätzliche 10 Millionen Euro. Insgesamt hat Deutschland während der Weltklimakonferenz 170 Millionen Euro für den Umgang mit Klimaschäden- und -verlusten unter dem Globalen Schutzschirm zugesagt.

Pakistans Mechanismen zur Risikowarnung verbessern

„Es ist erfreulich, dass Pakistan zu den ersten Ländern gehört, die Mittel aus dem Globalen Schutzschirm der G7 erhalten, um Krisen wie Überschwemmungen und Dürren zu bekämpfen“, sagt die pakistanische Umweltforscherin Maryam Shabbir Abbasi. Sie sieht auch die angekündigte deutsche Zusammenarbeit im Hinblick auf Klimarisiken und Sozialschutzprogramme positiv.

Es komme darauf an, wie die Forschung in Bezug auf Frühwarnsysteme von den Behörden durchgeführt werde, so Abbasi. „Wir haben Kapazitäten, was die Forschung angeht, aber es fehlt an Ressourcen.“ Mit der Finanzierung könne Pakistan derzeitige Mechanismen zur Risikowarnung verbessern und sie auf realistische Ziele ausweiten.

Abbasi schlägt vor, lokalen Institutionen Mittel zur Verfügung zu stellen. „So kann bei Katastrophen schneller Unterstützung verteilt werden. Um ein Warnsystem und eine Risikoanalyse einzurichten, brauchen wir die Perspektive der Gemeinden, damit Maßnahmen auf einer realistischen Grundlage ergriffen werden können.“

„Pakistan ist vielleicht das eindrücklichste Beispiel dafür, warum Verluste und Schäden durch den Klimawandel ein dringendes Thema für die COP27 sind“, äußerte sich Bundesentwicklungs­ministerin Svenja Schulze (SPD). Sie sieht das Land als Wegbereiter für den Globalen Schutzschirm, der mit den (vulnerablen) V20 Staaten entwickelt wurde. „Regierungen, die ihre Risiken kennen, können sich besser vorbereiten und Schäden minimieren“, so Schulze.

Ernährungsunsicherheit durch den Ausfall von Ernten

Konkret soll Pakistan mit den nötigen Klimadaten und dem Wissen versorgt werden, um „Pionier“ im Bereich Klimarisikoanalyse sowie Ausbau von Sicherungssystemen zu werden, heißt es in der Pressemitteilung vom 16. November. Des Weiteren sollen Brücken, Straßen und Wasserleitungen wiederaufgebaut und Klein­bäue­r:in­nen entschädigt werden. Schulze fordert auch, dass China als Emissionsverursacher für die Klimafolgen zahlen muss.

„Der Entwurf für einen Fonds für Klimaschäden scheint gut zu sein“, sagt Per­vez Ali, der für Fridays For Future Pa­kis­tan an der COP27 teilnahm. „Die Rolle der GIZ in Pakistan war bisher lobens­wert, was die Aufklärung über den Kli­ma­wan­del angeht“, sagt er der taz. Allerdings überwiege die Enttäuschung über die Konferenz, etwa beim Thema Abschwächung von Emissionen. Pakistan, das 40 Milliarden US-Dollar verloren habe, sei nicht verantwortlich für die Katastrophe. „Mein Land steckt immer noch in der Krise und die großen Umweltverschmutzer werden nicht zur Rechenschaft gezogen“, so Ali. Das sei eine Schande. Das südasiatische Land kämpft derweil weiter mit den Folgen des Hochwassers. In der Region Peshawar schneite es, doch Menschen würden in Zelten leben, klagt Ali und fordert Unterstützung.

Adil Sheraz, Pakistan-Länderdirektor der Hilfsorganisation Care, warnt vor einer Verschärfung der Ernährungsunsicherheit durch ausgefallene Ernten. Mancherorts sei das Wasser nur langsam abgeflossen. „Die Ernte wurde zerstört, was für die betroffenen Gemeinden eine Herausforderung darstellt, da sie eine weitere Saison im Oktober für die Aussaat verpasst haben“, so Sheraz.

Wenn im Dezember nicht genügend Ressourcen zur Verfügung stehen, könnte das Land eine weitere Erntesaison verpassen, mahnt er. Auch er sieht die Unterbringung als Problem. „Am schwierigsten ist es im Sindh, wo die Bevölkerungsdichte hoch ist und die Menschen ihre Unterkunft und darüber hinaus ihre Lebensgrundlage verloren haben, da sie für den Eigenbedarf, aber auch für ihren Lebensunterhalt auf die Landwirtschaft angewiesen sind.“

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