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Umstrittenes PolitikerrankingIst Söder der beliebteste Politiker?

Zum zweiten Mal wird CSU-Chef Markus Söder in der Bild zum beliebtesten Politiker Deutschlands gekürt. Ist da was dran?

Der König, zumindest der CSU: Ministerpräsident Markus Söder Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Markus Söder „bleibt beliebtester Politiker“ in Deutschland, schreibt die Bild-Zeitung. Außerdem „steigt Wagenknecht von Platz 5 auf Platz 2“.

Stimmt das?

Bild arbeitet seit Jahren mit dem Meinungsforschungsinstitut Insa zusammen. Altgediente Meinungsforscher schütteln sich, wenn sie „Insa“ hören, murmeln „Fake News“ und lachen bei der Frage: „Das glaubt Söder doch selbst nicht!“

Tatsächlich überrascht das Bild-Ranking. Beim ZDF-Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen (FGW) von Ende Oktober landet er nur im Mittelfeld. Kanzler Scholz und Außenministerin Baerbock liegen vorne, Söder im Mittelfeld, Wagenknecht hinten. Ein FGW-Sprecher sagt: „Wir können uns nicht vorstellen, dass Söder und Wagenknecht die beliebtesten Politiker sind. Das widerspricht unseren regelmäßig und sauber erhobenen Daten.“

Was ist das Befragungsinteresse?

Die Insa-Zahlen entstehen aus Online-Umfragen, die laut ExpertInnen ungeeignet sind für repräsentative Ergebnisse.Seriöse Umfragen sind teuer: aufwändige Telefoninterviews mit sorgsam ausgewählten, repräsentativen Gruppe von Menschen. Onlinepanels sind deutlich günstiger.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Und nicht nur die Methodik kann Einfluss auf Ergebnisse haben, auch die Auftraggeber. Auf der Homepage von Insa heißt es an die Kunden gerichtet: „Sie erreichen die von Ihnen gewünschte Zielgruppe. Wir haben das passende Instrument, um Ihrem Befragungsinteresse gerecht zu werden.“ Was wohl das Befragungsinteresse der Bild ist?

Insa-Chef Hermann Binkert, ehemaliger CDU-Politiker, wird zudem schon lange eine Nähe zur AfD nachgesagt. Von Parteispenden und wirtschaftlichen Verquickungen ist die Rede. Tatsächlich schneidet die AfD seit 2015 in Insa-Umfragen meist deutlich besser ab, als bei den seriösen Umfrageinstituten.

Man sollte Insa-Zahlen also keine allzu große Beachtung schenken. Und trotzdem wird mit ihnen Politik gemacht.

Ist Söder also Deutschlands beliebtester Politiker? Wahrscheinlich nicht. Selbst in Bayern sind 49 Prozent unzufrieden mit ihm. Das ergab eine, Sie ahnen es, Online-Umfrage.

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4 Kommentare

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  • Wenn Herr Söder so beliebt sein sollte, fragt man sich doch, warum kann seine Frau Karin, ihn nicht in ihrem



    " Familienbetrieb " der



    Baumüller Group GmbH & Co KG ,



    mit immerhin Standorten in über 28 Staaten, beschäftigen ?

  • Befragt INSA immer die gleichen Leutz aus der Union oder bewegt man sich diesbezüglich, aus der eigenen Blase, heraus ?

  • Kurios. Aber der Weg von Meinungsforschungs- zum Meinungsmachungsinstitut ist eben nicht weit.

  • Ob INSA unseriöser als die anderen Umfrageinstitute ist, kann man nicht überprüfen, da die jeweiligen Institute keine Einblicke in ihre Arbeitsweisen geben. Insbesondere bei den kommerziell ausgerichteten Instituten ist davon auszugehen, dass sie im Sinne ihrer Auftraggeber die Fragestellung so formulieren, dass das gewünschte Ergebnis besser er- und vermittelt werden kann. So berichtete die FAZ im Juni, dass die Deutschen verstärkt über Gold als Anlageform nachdenken. Auftraggeber der Studie war eine Goldhandelskette.