Proteste im kurdischen Teil des Iran: Widerstand mit Tradition
Gegen kurdische Protestierende geht das Regime in Teheran besonders brutal vor. Die ethnische Minderheit wird als Gefahr für das Land stigmatisiert.
Seit Tagen gehen die Menschen hier auf die Straße: Sanandaj, Iran (Archivbild von 2019) Foto: Rouzbeh Fouladi/imago
In Sanandaj, Hauptstadt der Provinz Kurdistan in Iran, protestieren die Menschen seit Tagen massiv. Bilder und Videoaufnahmen in den sozialen Medien zeigen, wie Frauen ihre Kopftücher ablegen, wie Menschen Barrikaden auf den Straßen errichten, wie sie tanzen und feiern, wenn sie es schaffen, die Milizen der Revolutionsgarden aus der Stadt zurückzudrängen.
Und gleichzeitigen zeigen sie, wie Menschen von Schüssen getroffen werden. Etwa ein junger Mann, Yahya Rahimi, dem am Samstag in den Kopf geschossen wurde, als er in seinem Auto – in Solidarität mit anderen Protestierenden – gehupt hatte. Für Kurden in Iran kann Hupen also tödlich sein.
Sanandaj war eine der ersten kurdischen Städte, die sich sofort den Protesten in Saghez, der Heimatstadt Mahsa „Jina“ Aminis, anschloss. Der Widerstand der Stadt gegen das islamische Regime in Iran hat Tradition: Kurd:innen waren eine der ersten Gruppen, die gegen das Regime mobilisierten und gerade in den frühen Jahren der Islamischen Republik dem Protest Tausende Leben geopfert haben.
Diesen Widerstand hat der Staat im Laufe seiner Geschichte immer wieder in bürgerkriegsähnliche Situationen verwandelt. Bei Kämpfen in Kurdistan wurden Tausende Kurd:innen ermordet, viele systematisch hingerichtet.
Und: Iran hat die ethnische Spaltung zwischen Kurd:innen und anderen Iraner:innen immer wieder befördert, um Kurd:innen als „Separatisten“ und „eine Gefahr“ darzustellen.
Auch diesmal geht der Staat im Iran mit ethnischen Minderheiten wie den Kurd:innen besonders brutal um: Sie werden heftiger und mit anderen Waffen angegriffen. Das Gerede von kurdischem Separatismus soll den Hass iranischer Nationalist:innen gegen sie schüren. In einem Gespräch sagte Zhila Mostajer, Direktorin der Menschenrechtsorganisation Hengaw, die die Proteste in Iran dokumentiert: „Der Staat will sich für die landesweiten Proteste in Sanandaj revanchieren und den Widerstand dort mit seinen eigenen Methoden beenden. Doch die Bürger:innen in Sanandaj sagen: Wir leben noch und wir leisten Widerstand“. Hoffentlich behält Mostajer recht.
Proteste im kurdischen Teil des Iran: Widerstand mit Tradition
Gegen kurdische Protestierende geht das Regime in Teheran besonders brutal vor. Die ethnische Minderheit wird als Gefahr für das Land stigmatisiert.
Seit Tagen gehen die Menschen hier auf die Straße: Sanandaj, Iran (Archivbild von 2019) Foto: Rouzbeh Fouladi/imago
In Sanandaj, Hauptstadt der Provinz Kurdistan in Iran, protestieren die Menschen seit Tagen massiv. Bilder und Videoaufnahmen in den sozialen Medien zeigen, wie Frauen ihre Kopftücher ablegen, wie Menschen Barrikaden auf den Straßen errichten, wie sie tanzen und feiern, wenn sie es schaffen, die Milizen der Revolutionsgarden aus der Stadt zurückzudrängen.
Und gleichzeitigen zeigen sie, wie Menschen von Schüssen getroffen werden. Etwa ein junger Mann, Yahya Rahimi, dem am Samstag in den Kopf geschossen wurde, als er in seinem Auto – in Solidarität mit anderen Protestierenden – gehupt hatte. Für Kurden in Iran kann Hupen also tödlich sein.
Sanandaj war eine der ersten kurdischen Städte, die sich sofort den Protesten in Saghez, der Heimatstadt Mahsa „Jina“ Aminis, anschloss. Der Widerstand der Stadt gegen das islamische Regime in Iran hat Tradition: Kurd:innen waren eine der ersten Gruppen, die gegen das Regime mobilisierten und gerade in den frühen Jahren der Islamischen Republik dem Protest Tausende Leben geopfert haben.
Diesen Widerstand hat der Staat im Laufe seiner Geschichte immer wieder in bürgerkriegsähnliche Situationen verwandelt. Bei Kämpfen in Kurdistan wurden Tausende Kurd:innen ermordet, viele systematisch hingerichtet.
Und: Iran hat die ethnische Spaltung zwischen Kurd:innen und anderen Iraner:innen immer wieder befördert, um Kurd:innen als „Separatisten“ und „eine Gefahr“ darzustellen.
Auch diesmal geht der Staat im Iran mit ethnischen Minderheiten wie den Kurd:innen besonders brutal um: Sie werden heftiger und mit anderen Waffen angegriffen. Das Gerede von kurdischem Separatismus soll den Hass iranischer Nationalist:innen gegen sie schüren. In einem Gespräch sagte Zhila Mostajer, Direktorin der Menschenrechtsorganisation Hengaw, die die Proteste in Iran dokumentiert: „Der Staat will sich für die landesweiten Proteste in Sanandaj revanchieren und den Widerstand dort mit seinen eigenen Methoden beenden. Doch die Bürger:innen in Sanandaj sagen: Wir leben noch und wir leisten Widerstand“. Hoffentlich behält Mostajer recht.
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Proteste in Iran
Kommentar von
Mina Khani
Themen
Gilda Sahebi: Unser Schwert ist Liebe