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„So eine Aufnahme und Betreuung ist ganz schön anstrengend“ “

Anne-Kathrin Semmler mietet eine Wohnung in der Nähe des Virchow-Klinikums in Berlin. Als der Krieg in der Ukraine ausbrach entschloss sie sich, ihre Wohnung für eine geflüchtete Person zu verlassen und zu ihrem Freund zu ziehen. „Ich wollte helfen“, erklärt Frau Semmler die Motivation, ihren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. „Man sieht ja den eigenen Wohlstand. Mein Freund hat auch eine Wohnung, also konnte ich zu ihm ziehen“, so die Immobilienverwalterin.

Als Frau Semmler ihren Wohnraum über die Initiative „Housing Berlin“ anbot, machte sie deutlich, dass sie keine Kapazitäten für die Begleitung zum Sozialamt oder Jobcenter hat. „Klar, kann ich mal zum Einkaufen mitkommen oder die Infrastruktur kurz erklären, aber ich hatte keine Zeit für umfangreiche Fragen oder eine Art Betreuung“, erklärt Frau Semmler.

Glücklicherweise lief alles so, wie sich Frau Semmler das vorgestellt hatte. Anfang Mai zog eine Ukrainerin in ihre Wohnung ein. Für die Schutzsuchende war die Wohnung aufgrund der Nähe zum Virchow-Klinikum passend. Ihre Tochter war dort zur Behandlung.

Hilfe bei Behördengängen oder Anträgen benötigte die Ukrainerin zu der Zeit nicht. Außer zur Registrierung in Tegel suchte sie keine Behörden auf. Der Besuch und die Genesung der Tochter hatten Priorität, weswegen auch der Wohnraum fast nur zum Schlafen genutzt wurde. Aufgrund der Sprachbarriere informierte sich Frau Semmler über eine Übersetzerin über das Wohlbefinden ihres Gasts. „Sie hat nie ein Unwohlsein geäußert“, berichtet Frau Semmler.

Als die Tochter Anfang Juni aus dem Krankenhaus entlassen wurde, suchten die beiden eine Wohnung für zwei Personen. In der Wohnung von Frau Semmler konnten sie zu zweit nicht bleiben. Das hatte der Vermieter verboten. Die Unterbringung in Frau Semmlers Wohnung war sowieso nie unbegrenzt angedacht. „Über den Sommer wäre es sicherlich noch gegangen, aber spätestens ab Herbst hätte ich schon gesagt, dass ich die Wohnung wieder benötige“, meint die Gastgeberin.

Frau Semmler half dann noch bei der Vermittlung einer neuen Wohnung. Mutter und Tochter sind wieder im privaten Wohnraum in Berlin untergekommen. Frau Semmler hat noch lose Kontakt zu ihnen und weiß, dass sie sich jetzt auch dem deutschen Behördendschungel stellen. Die ehemalige Gastgeberin hofft, dass sie dabei Unterstützung erhalten.

Auch wenn die Unterbringung in ihrem Fall gut funktioniert hat und sowohl für Gastgeberin als auch Gast eine angenehme Erfragung war, hätte sich Frau Semmler einen Verteilungsschlüssel für die Menschen aus der Ukraine gewünscht. „Es war fahrlässig, dass die Menschen sich den Wohnort selbst aussuchen dürfen“, meint Frau Semmler. Sie versteht nicht, dass kleine Städte und Ortschaften nicht in die Unterbringung der Ankommenden einbezogen wurden, obwohl sie doch auch Kapazitäten hätten. Marita Fischer

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