Pressefreiheit in den Philippinen: Wieder ein Journalist getötet
Der Radiojournalist Percival Mabasa galt als scharfer Kritiker der Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. und Rodrigo Duterte. Jetzt wurde er erschossen.
Mabasa war für scharfe Kritik an den Präsidenten Rodrigo Duterte und Ferdinand Marcos Jr. bekannt. Duterte hatte einen „Krieg gegen die Drogen“ gestartet, dem bis zu 30.000 Menschen zum Opfer fielen. Auch förderte er eine Politik des sogenannten „Red Tagging“, die Mitarbeiter regierungskritischer Organisationen als Kommunisten brandmarkt und bedroht. Und er drohte Journalisten. Sein Nachfolger Ferdinand Marcos Jr., Sohn des 1986 gestürzten Diktators Ferdinand Marcos Sr., setzt diesen Kurs bisher fort, klingt dabei nur milder. Der jetzt ermordete Mabasa hatte die Korruption unter Marcos Jr. kritisiert und zum Rücktritt eines Ministers beigetragen.
Manilas Polizei richtete laut der Zeitung Philippine Daily Inquirer eine Kommission zur Aufklärung des Mordes ein. Manilas Polizeichef Jonnel Estomo forderte von seinen Beamten gar, den Fall innerhalb von 24 Stunden aufzuklären. Doch bisher wurden in den Philippinen nur die allerwenigsten Journalistenmorde aufgeklärt und fast nie jemand verurteilt.
Das von der Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa gegründete und mit Schließung bedrohte Onlineportal Rappler.com berichtete im Juli, dass seit dem Sturz des Diktators Marcos im Jahr 1986 laut philippinischem Journalistenverband mindestens 195 Medienschaffende im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet wurden, darunter 98 Radiojournalisten. Inzwischen sind es zwei Tote mehr. Am 18. September wurde der Radiojournalist Renato „Roy“ Blanco in den Zentralphilippinen erstochen und jetzt Mabasa erschossen. Die Philippinen zählen für Journalisten zu den gefährlichsten Ländern der Welt.
„Der Mord an Mabasa ist leider ein typischer Fall,“ sagt der Philippinen-Experte Carlos Conde aus Manila von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch der taz. Ziel der Morde sei Einschüchterung. Nur internationaler Druck vor dem UN-Menschenrechtsrat durch die EU und Länder wie Deutschland könne die Straflosigkeit in den Philippinen beenden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
USA
Effizienter sparen mit Elon Musk
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Aus dem Leben eines Flaschensammlers
„Sie nehmen mich wahr als Müll“