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Moorschutz in Niedersachsen„Damit das Moor weiterleben kann“

Um das Klima zu schützen, müssen auch mal Bäume gefällt werden. Heiko Köster lädt Interessierte in der Hannoverschen Moorgeest dazu ein mitzumachen.

Wenn Bäume wachsen ist das im Moor ein schlechtes Zeichen: Das Schwarze Moor in der Rhön Foto: Daniel Vogl/dpa
Interview von Franziska Betz

taz: Herr Köster, wie geht Entkusselung?

Heiko Köster: Wir arbeiten im Hochmoor. Ein großes Problem ist dort, dass die offenen Flächen mit der Zeit verbuschen. Vor allem Birken und Kiefern wachsen auf. Das Hochmoor an sich ist von Natur aus eher gehölzfrei. Wir gehen da rein und entfernen die aufgewachsenen Gehölze. Das machen wir mit Freischneidern, also Motorsensen oder auch mal mit Motorsägen.

Sie sägen Bäume ab?

Für den Laien gilt meistens: „Klimawandel …wir müssen Bäume pflanzen!“ und dann erklärt man denen, dass wir jetzt ins Moor gehen und die Bäume absägen. Wenn man im Hochmoor Bäume hat, dann zersetzt sich der Torfkörper, weil der Torf, der sich über Jahrtausende dort angereichert hat, oxidiert. Der geht dann als CO2 in die Luft.

Warum wachsen die Bäume denn da?

Zum einen sind fast alle unsere Moore in irgendeiner Weise entwässert, weil die Randflächen kultiviert wurden, oder die Flächen für den Torfabbau vorbereitet wurden. Dadurch haben die Bäume entsprechend gute Bedingungen. Ein natürliches Moor ist so nass, sauer und nährstoffarm, dass dort eigentlich kaum Bäume wachsen können.

… und zum anderen?

Auch Stickstoffeintrag über die Luft und die Niederschläge ist ganz klar ein Problem. Je mehr Nährstoffe auf den Flächen sind, desto besser können die Bäume auch unter nassen Bedingungen wachsen. Ein großer Stickstoff­emittent ist die Landwirtschaft. Aber auch der Verkehr.

Privat
Im Interview: Heiko Köster

31, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer und leitet ehrenamtlich Entkusselungseinsätze in der Hannoverschen Moorgeest.

Und bei der Aktion dürfen alle mitmachen, die wollen?

Die Einsätze sind öffentlich. Es sind auch immer viele interessierte Leute dabei, die natürlich nicht mit großen Maschinen arbeiten können. Die kriegen dann eine Astschere in die Hand gedrückt oder eine kleine Klappsäge und können damit dann die Bäumchen entfernen, damit das Moor weiterleben kann.

Entstehen denn noch neue Moore?

Die meisten Hochmoore wachsen heutzutage nicht mehr. Aber in den halbwegs intakten Hochmooren, wie in der Hannoverschen Moorgeest, wo auch die Entkusselungseinsätze stattfinden, haben wir viele Bereiche, wo die Moore noch wachsen.

Entkusselung im Bissendorfer Moor, Treffpunkt: MoorIZ, Resse, Altes Dorf 1, Wedemark, Sa, 1. 10., 9–16 Uhr. Infos: www.bund-niedersachsen.de

Was ist das Tolle an Entkusselung?

Man hat ja sonst eigentlich nie die Gelegenheit, solche Flächen aus der Nähe zu sehen. Das ist alles Naturschutzgebiet. Am Samstag werden wir wieder mitten im Bissendorfer Moor, auf der offenen Fläche arbeiten. Und da darf eigentlich keiner hin. Nur mit mir.

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