Kinder fragen, die taz antwortet: Warum dürfen Kinder nicht wählen?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Émile, 8 Jahre alt.
Alle vier Jahre wird in Deutschland der Bundestag gewählt. Im Bundestag beschließen Politiker:innen Gesetze, das sind Regeln, an die sich alle halten müssen. Zum Beispiel, was im Straßenverkehr erlaubt und verboten ist. Die Bundestagswahl ist nicht die einzige Wahl, auch in den Bundesländern, Städten und Gemeinden wird gewählt. Die Bürger:innen entscheiden frei, wen sie in der Politik haben wollen, also welche Politiker:innen und Parteien.
Das nennt man Demokratie. Das ist ein griechisches Wort, es bedeutet, dass das Volk herrscht. Aber, nicht jede:r darf wählen. In Deutschland zum Beispiel dürfen den Bundestag laut Gesetz nur Menschen mit deutschem Pass wählen, die mindestens 18 Jahre alt sind. Kinder dürfen also nicht mitmachen. Warum ist das so?
Tatsächlich wird viel diskutiert, ob auch Jugendliche wählen dürfen sollten. Denn das könnte dafür sorgen, dass jüngere Menschen sich früher für Politik interessieren. Man könnte herausfinden, was ihnen wichtig ist, und ihre Meinungen abbilden. Das Wahlalter zu verändern ist durchaus möglich und schon mal passiert. Das war im Jahr 1972 bei der Bundestagswahl unter dem Kanzler Willy Brandt. Bis zu dieser Wahl durfte man erst mit 21 Jahren wählen.
Heute ist es bei Landtagswahlen in manchen Bundesländern erlaubt, dass schon 16-Jährige ihre Stimme abgeben. Und der Deutsche Bundesjugendring fordert, das Wahlalter sogar auf 14 Jahre zu senken, weil man da schon religions- und strafmündig ist.Das heißt, man kann aus der Kirche austreten, ohne die Eltern zu fragen. Und wird man mit 14 zum Beispiel beim Klauen erwischt, schimpfen nicht nur die Eltern – man kann auch von einem Gericht bestraft werden. Warum also nicht auch wählen?
Was Politiker:innen und Parteien so machen und wollen
Dürften Kinder wählen, würde sich sicher einiges an den Wahlergebnissen ändern. Viele Kinder fordern mehr Klimaschutz und es gibt Parteien, die keine strengeren Klimagesetze wollen. Klar ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche zuerst lernen, wie Politik funktioniert.
Was der Bundestag macht, wer was entscheidet und welche Parteien es gibt. Das lernt man in der Schule. Das soll bewirken, dass du nicht nur wählst, wen du zum Beispiel nett findest, sondern auch verstehst, was die Politiker:innen und ihre Parteien so machen wollen, wenn sie gewählt werden.
Aber: Ob die Erwachsenen das wirklich immer gut hinkriegen, ist manchmal auch zu bezweifeln.
Leser*innenkommentare
Igor Pavlov
Meine Antwort: weil inder noch glauben, was Politikerinnen versprechen und was in den Wahlprogrammen steht. Der Begriff Mafia ist Kindern nicjht geläufig, oder sie können sich nichts drunter vorstellen. Erwachsene KÖNNTEN wenigstens ihre Intelligenz anzünden, und durch ihre Erfahrung auf Politik einwirken. Würde man Kinderwünsche erfüllen wie im Ponyhof, wäre das billig mit grosser Wirkung aber ohne Entwicklung der Zukunft.
Herma Huhn
@Igor Pavlov Genauso oft würden Kinder aber einfach ankreuzen, was die Eltern empfehlen. Etwas später die Freunde. Und schon sind wir drin in der politischen Diskussion.
So naiv einfach den Wahlplakaten zu glauben sind selbst Kleinkinder heutzutage nicht mehr mehr als Erwachsene. Was Werbung ist, bekommen die kleinen doch schon früh beigebracht.