: „Wir wollen Barrieren abbauen“
Mit dem „Frauen-Sport-Tag Interkulturell“ will der Landessportbund Niedersachsen mehr Vielfalt in die Vereine bringen. Was dabei etwa im Landkreis Oldenburg angeboten wird, erzählt Mareike Heidemeyer vom Kreissportbund
Mareike Heidemeyer
33, arbeitet in der Koordinierungsstelle Integration beim Kreissportbund in Oldenburg.
Interview Josephine von der Haar
taz: Frau Heidemeyer, ob mit oder ohne Migrationshintergrund: Warum fühlen sich Frauen in vielen Sportvereinen nicht wohl?
Mareike Heidemeyer: Ich glaube schon, dass sich Frauen mit und ohne Migrationshintergrund in den Sportvereinen wohl fühlen. Trotzdem gibt es vielfältige Gründe, warum Migrantinnen in Sportvereinen unterrepräsentiert sind.
Welche?
Der organisierte Sport ist in anderen Ländern nicht unbedingt so tief in der Gesellschaft verankert. Außerdem spielt bei Frauen die Frage der Kinderbetreuung eine Rolle. Auch der Vereinsbeitritt selbst kann eine Hürde sein: Man muss einen Beitrag zahlen, man geht eine Verpflichtung ein. Für einige Frauen sind eventuell mangelnde Sprachkenntnisse ein Problem oder ihnen fehlt eine Ansprechperson im Verein. Durch den Frauen-Sport-Tag möchten wir die Frauen einladen, das Vereinsleben kennenzulernen und mögliche Barrieren abbauen.
Wie kann ich mir diesen Aktionstag vorstellen? Was findet bei Ihnen im Raum Oldenburg statt?
Wir starten mit einer gemeinsamen Begrüßung, dann gibt es unterschiedliche Sportangebote in drei Zeitschienen. Pro Zeitschiene können die Frauen einen Programmpunkt ausprobieren. Außerdem bieten wir einen Imbiss und Kinderbetreuung an. Uns ist es wichtig, dass genügend Zeit für Austausch und Begegnung bleibt. Es soll ein schöner Tag in entspannter Atmosphäre sein.
Nach welchen Kriterien haben Sie die Sport-Angebote ausgewählt?
Wir sind sehr darauf bedacht, das anzubieten, was tatsächlich vor Ort im Sportprogramm vorkommt. So können die Frauen nach dem Frauen-Sport-Tag daran teilnehmen. Außerdem versuchen wir, das Interesse der Frauen zu berücksichtigen.
Wofür interessieren Frauen sich denn Ihrer Erfahrung nach besonders?
Wir haben einige beliebte Sportangebote, wie Yoga und Zumba. Auch Klettern bieten wir in diesem Jahr an.
Es geht also nicht darum, Frauen gerade für Sportarten zu begeistern, zu denen sie ohne so einen speziellen Tag kaum Zugang hätten?
Wir haben im letzten Jahr viele Ballsportarten angeboten, wie Fußball oder Tennis. Die wurden aber kaum nachgefragt. Wir versuchen, Angebote zu finden, zu denen die Frauen auch Lust haben – und sind da natürlich auch offen, auf Anregungen einzugehen.
Was brauchen Frauen und insbesondere Migrantinnen, damit sie gerne Sport zu machen?
Für einige Frauen sind geschützte Räume besonders wichtig. Beim Schwimmen wollen einige zum Beispiel unter sich bleiben und keinen Blicken von außen ausgesetzt sein. Ich glaube, dass ein empathischer Umgang mit den Teilnehmerinnen wichtig ist. Und dass man die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen berücksichtigt.
Wie ist das Angebot in der Vergangenheit angenommen worden?
Nach dem Sport-Tag im vergangenen Jahr haben mich verschiedene Frauen angerufen, die begeistert waren und die ich dann in die unterschiedlichen Vereine vermitteln konnte. Auch in diesem Jahr gibt es bereits erste Anmeldungen. Mit der aktiven Öffentlichkeitsarbeit beginne ich aber erst jetzt.
Wie machen Sie das?
Ich fahre dafür in die verschiedenen Sprachschulen und trete mit Ehrenamtlichen und Sozialarbeiter*innen in den Gemeinden in Kontakt, die das Angebot streuen.
Frauen-Sport-Tag Interkulturell im Landkreis Oldenburg: Sa, 24. 9.; die Teilnahme ist kostenlos, das Programm findet sich unter www.kreissportbund-ol-land.de/seite/534955/frauensporttag-interkulturell.html
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen