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Der WochenendkrimiCrazy Horst

„Schimanski – Sünde“, So., 20.15 Uhr, ARD

Männer, allein im Wald. Im dunklen Grün fühlen sie sich geborgen. Denn Frauen kommen und gehen, aber Bäume bleiben und sind gute Zuhörer. Seine Freundin (Denise Virieux) nimmt Reißaus, als Schimanski (Götz George) ihr an einem trüben See ein elektrisch aufblasbares Campingzelt präsentiert, das er für seine Rentennachzahlung erworben hat.

Der Ex-Polizist rast der Frau hinterher, landet im Graben und schließlich bei zwei sonderbaren Gestalten: Gernot Heugel (der unlängst verstorbene Hermann Lause in seiner letzten Rolle) ist ein pensionierter Literaturdozent auf den Spuren von Henry David Thoreau. In seiner Waldhütte beherbergt er einen seltsamen Kauz ohne Namen (Christian Redl), der den Mund nur zum Beten aufmacht und unliebsame Gäste mit einem selbst gebundenen Kruzifix in die Flucht schlägt.

Eine bizarre Ausgangsposition, aus der sich eine Exkursion in verdrängte Männerängste und religiösen Wahn entwickelt. Schimanski-Filme folgen ja schon lange nicht mehr den piefigen Plausibilitätskriterien, die sonst im Fernsehkrimi herrschen; in dieser Episode (Regie: Manfred Stelzer, Buch: Hansjörg Thurn) keucht, nörgelt und prügelt sich der Kuttenträger nun durch die wilde Eifel. Täterrätsel mit Horst Schimanski sind wie alte Western: In jedem Örtchen findet sich eine kleine verlassene Kirche oder ein verwunschener Saloon, wo sich der Held niederschlagen lassen muss. Aber wenn er wieder aufwacht, steht dann da auch immer ein Pferd herum, mit dem er die Verfolgung fortsetzen kann.

Hier reitet er nun unter anderem auf einem Fahrrad und einem alten Moped. An seiner Seite: der junge Sohn (Chiem van Houweninge) jenes religiösen Kauzes aus dem Wald, bei dem es sich in Wirklichkeit um einen entlaufenden Sträfling handelt, der seine Frau erschlagen haben soll – also die Mutter von Schimanskis jungem Begleiter. Die ödipalen und psychosexuellen Verstrickungen sind zwar arg konstruiert, aber Götz George spielt gekonnt mit dem Mythos, den die Outlaw-Figur inzwischen darstellt. Die Regellosigkeit schließt bei Crazy Horst inzwischen nicht mehr die Sehnsucht nach Heim und Herd aus. Ein typischer Westerner eben – dem am Ende im elektrisch aufblasbaren Domizil dann doch noch Sex und Zweisamkeit vergönnt sind.

CHRISTIAN BUSS

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