Landwirtschaft in der Krise: Trockene Zeiten für krummes Gemüse
Die Landwirtschaft in Niedersachsen leidet unter Trockenheit und Hitze. Die deshalb nicht mehr normtreuen Lebensmittel finden weniger Abnehmer:innen.
Entsprechen nicht der Norm, schmecken trotzdem: Gurken und Tomaten Foto: Daniel Karmann/dpa
Da überschlagen sich die aktuellen Meldungen über Getreide, dessen Ausfuhr aus der Ukraine vom russischen Militär über das Schwarze Meer verhindert wird. Und gleichzeitig verbrennen in Deutschland die Kornfelder. Mal im wahrsten Sinne, wie im Kreis Hildesheim, wo Brandstifter:innen am Donnerstag eine auf einem Feldweg stehende Tonne entzündeten. Mal, und das ist deutlich häufiger, im wirtschaftlichen Sinn – weil wir uns allerorts an Normierungen halten.
In vielen Teilen Niedersachsens geht auch das Gemüse ein, wie der NDR vor wenigen Tagen berichtete. Auf dem Hof der Familie Gade in der Lüneburger Heide verformen sich die Zucchini, was schlecht für den Verkauf ist. Die Abnehmer:innen im Großhandel fordern Waren, die den Normen entsprechen.
Krummes Gemüse hat also schon am Anfang schlechte Chancen und landet, wenn es Glück hat, in einem Hofladen. Im schlechtesten Fall bleiben die verfärbten Fenchel einfach auf dem Feld liegen. Dort werden sie in die Böden eingearbeitet, was zwar die chronisch geplagte Humusschicht freut, aber doch irgendwie verwundert.
Auf den trockenen Kornfeldern fehlt dem Weizen wiederum der nötige Proteinanteil, den der streng normierte Handel fordert, sagt Karl-Friedrich Meyer vom Landesbauernverband Niedersachsen. Immerhin, die Gerstenernte sei schon abgeschlossen, Raps und Weizen werden derzeit geerntet. Aber gerade die Kartoffeln und der Mais machen Meyer Sorgen. Die bräuchten im Juli und August noch dringend Niederschläge.
Auch die Wünsche der Kundschaft sind genormt
Nur ist auf den ersehnten Regen kein Verlass. Seit die Folgen der Klimaerwärmung auch in Deutschland spürbar sind, stolpert die Landwirtschaft von einer Dürre zur nächsten. Das ist existenzbedrohend, vor allem für die kleineren Betriebe.
Viele müssen jetzt schon zusätzlich bewässern. Aber – schon wieder eine Norm – die Menge, die die Landwirt:innen dem Grundwasser entnehmen dürfen, ist streng geregelt. Im Landkreis Celle sind das beispielsweise 54 Liter pro Quadratmeter und Jahr. Dort fordern Landwirt:innen jetzt eine zusätzliche Erhöhung um 30 Liter – ausnahmsweise.
Das ist natürlich verständlich, die Frage ist trotzdem: Wie geht es danach weiter? Seit Jahren klagen die Betriebe über sommerliche Dürren. Seit Jahren werden zumindest einige Ernteausfälle finanziell entschädigt. An der Art und Weise der Bewirtschaftung ändert sich leider wenig. Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU – immerhin der größte Anteil im EU-Budget – ist noch immer nicht nach ökologischen Faktoren ausgerichtet. Der Profit, der sich vor allem mit großen Monokulturen machen lässt, wird sogar noch gefördert.
In manchen Supermärkten wird deshalb mittlerweile umgedacht. Da wird – gut vermarktet – auch krummes Gemüse angeboten, dass dann trotzdem allabendlich und ganz alleine in der Auslage liegen bleibt. Die Kund:innen sind bei den Einkaufswünschen eben auch genormt.
Landwirtschaft in der Krise: Trockene Zeiten für krummes Gemüse
Die Landwirtschaft in Niedersachsen leidet unter Trockenheit und Hitze. Die deshalb nicht mehr normtreuen Lebensmittel finden weniger Abnehmer:innen.
Entsprechen nicht der Norm, schmecken trotzdem: Gurken und Tomaten Foto: Daniel Karmann/dpa
Da überschlagen sich die aktuellen Meldungen über Getreide, dessen Ausfuhr aus der Ukraine vom russischen Militär über das Schwarze Meer verhindert wird. Und gleichzeitig verbrennen in Deutschland die Kornfelder. Mal im wahrsten Sinne, wie im Kreis Hildesheim, wo Brandstifter:innen am Donnerstag eine auf einem Feldweg stehende Tonne entzündeten. Mal, und das ist deutlich häufiger, im wirtschaftlichen Sinn – weil wir uns allerorts an Normierungen halten.
In vielen Teilen Niedersachsens geht auch das Gemüse ein, wie der NDR vor wenigen Tagen berichtete. Auf dem Hof der Familie Gade in der Lüneburger Heide verformen sich die Zucchini, was schlecht für den Verkauf ist. Die Abnehmer:innen im Großhandel fordern Waren, die den Normen entsprechen.
Krummes Gemüse hat also schon am Anfang schlechte Chancen und landet, wenn es Glück hat, in einem Hofladen. Im schlechtesten Fall bleiben die verfärbten Fenchel einfach auf dem Feld liegen. Dort werden sie in die Böden eingearbeitet, was zwar die chronisch geplagte Humusschicht freut, aber doch irgendwie verwundert.
Auf den trockenen Kornfeldern fehlt dem Weizen wiederum der nötige Proteinanteil, den der streng normierte Handel fordert, sagt Karl-Friedrich Meyer vom Landesbauernverband Niedersachsen. Immerhin, die Gerstenernte sei schon abgeschlossen, Raps und Weizen werden derzeit geerntet. Aber gerade die Kartoffeln und der Mais machen Meyer Sorgen. Die bräuchten im Juli und August noch dringend Niederschläge.
Auch die Wünsche der Kundschaft sind genormt
Nur ist auf den ersehnten Regen kein Verlass. Seit die Folgen der Klimaerwärmung auch in Deutschland spürbar sind, stolpert die Landwirtschaft von einer Dürre zur nächsten. Das ist existenzbedrohend, vor allem für die kleineren Betriebe.
Viele müssen jetzt schon zusätzlich bewässern. Aber – schon wieder eine Norm – die Menge, die die Landwirt:innen dem Grundwasser entnehmen dürfen, ist streng geregelt. Im Landkreis Celle sind das beispielsweise 54 Liter pro Quadratmeter und Jahr. Dort fordern Landwirt:innen jetzt eine zusätzliche Erhöhung um 30 Liter – ausnahmsweise.
Das ist natürlich verständlich, die Frage ist trotzdem: Wie geht es danach weiter? Seit Jahren klagen die Betriebe über sommerliche Dürren. Seit Jahren werden zumindest einige Ernteausfälle finanziell entschädigt. An der Art und Weise der Bewirtschaftung ändert sich leider wenig. Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU – immerhin der größte Anteil im EU-Budget – ist noch immer nicht nach ökologischen Faktoren ausgerichtet. Der Profit, der sich vor allem mit großen Monokulturen machen lässt, wird sogar noch gefördert.
In manchen Supermärkten wird deshalb mittlerweile umgedacht. Da wird – gut vermarktet – auch krummes Gemüse angeboten, dass dann trotzdem allabendlich und ganz alleine in der Auslage liegen bleibt. Die Kund:innen sind bei den Einkaufswünschen eben auch genormt.
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Schwerpunkt Klimawandel
Kommentar von
David Wasiliu
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