: Kontrolle der Kontrolleure
IWT Das Sozialressort will prüfen lassen, wie die „Bremer Arbeit“ ihre Kontrollfunktion wahrnimmt
Der Skandal um die „Interkulturelle Werkstatt Tenever“ (IWT) weitet sich aus. Der im Auftrag der Sozialsenatorin tätigen „Bremer Arbeit GmbH“ (BAG) sind schon früher erhebliche Unregelmäßigkeiten in der Geschäftsführung der IWT aufgefallen, es wurden aber keine Konsequenzen gezogen. Das teilte Sozialstaatsrat Joachim Schuster (SPD) gestern auf Nachfrage mit. Nun soll umfassend von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer untersucht werden, wie die BAG ihre Kontrollfunktion auch bei anderen Trägern wahrnimmt. Man habe der BAG geraten, „personelle Konsequenzen“ zu ziehen.
Der Verein IWT erhielt im Jahr mehr als eine Millionen Euro an öffentlichen Geldern. Der BAG war bekannt, dass die IWT nicht einmal für das Jahr 2007 einen Jahresabschluss vorgelegen konnte. Die Auflage, ein „Qualitätsmanagement-System“ einzuführen, sei auch nicht erfüllt worden. Dennoch hatte die BAG weiter die Gelder bewilligt und sich bis zuletzt öffentlich hinter die IWT gestellt. Als die Innenrevision des Sozialressorts am 4. 9. – drei Tage nach dem ersten taz-Bericht – selbst vor Ort in Tenever eine Prüfung vornahm, musste sie feststellen, dass nicht einmal ein ordentliches Kassenbuch geführt wurde. Der Verein hat erhebliche Spenden erhalten, bei denen nicht auszuschließen sei, dass auf diese Weise „Geldwäsche“ stattfinden sollte, so der Staatsrat. Die Innenrevision wunderte sich über erhebliche Barauszahlungen und schaltete die Steuerfahndung ein. Das Sozialressort stellte Strafanzeige gegen den den Geschäftsführer der IWT, Hafid Catruat.
Schon in der vergangenen Woche hatte das Sozialressort mitgeteilt, dass bei der IWT „keine ordnungsgemäße Geschäftsführung“ erkannt werden konnte und daher alle Projekte dort abgezogen würden. Es gebe deutliche Hinweise, so Schuster, dass der Verwaltungsleiter der IWT in die eigene Tasche gewirtschaftet habe – er hatte auch seiner Frau, die nicht bei der IWT arbeitet, seit Monaten Lohn, überwiesen.
Rückzahlungen hat der Verein bisher aber nicht verlangt. Der Verwaltungsleiter selbst behauptet, es sei mit Catruat vereinbart, dass beide auf 4.000 Euro im Monat kommen sollten. kawe
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