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WAS MACHT EIGENTLICH ... der Papst-Golf?Gewaltig nerven

Gibt es eigentlich etwas Überflüssigeres als die religiöse Verehrung von nach vatikanischem Reglement einem toten Papst entnommenen Knochensplittern? Ja, gibt es: die pseudoreligiöse Verehrung von bei eBay ersteigerten Mittelklasse-Pkws, die einmal einem Kardinal gehört haben.

Vielleicht wussten Sie’s schon: Ein junger Mann aus Olpe hatte nach der Wahl von Joseph Ratzinger auf den Chefsessel der katholischen Kirche glänzenden Profit aus einem banalen Umstand geschlagen. Sein beim Gebrauchtwagenhändler gekaufter VW Golf (Baujahr 1999) war vormals auf Ratzinger zugelassen. Der Olper, nicht dumm, machte aus Blech Gold und stellte den Wagen beim Internet-Auktionator eBay ein. Am Ende erhielt das US-Onlinekasino „GoldenPalace.com“ den Zuschlag für fast 190.000 Euro – bei einem Kaufpreis von ursprünglich 9.500 Euro und unter Vernachlässigung der Transaktionskosten ein Gewinn von immerhin 1.900 Prozent.

Jetzt kommt der Ratzinger-Golf über uns. Der neue Besitzer will nach der erheblichen Investition noch mehr Reibach mit der Deppen-Devotionalie machen und führt sie dem staunenden Publikum vor. Los geht’s morgen in den Potsdamer Platz Arkaden. Und, jede Wette, die Leute gehen hin.

Werden sie Zeichen der Auserwähltheit im Lack suchen? Im Muster der Sitzbezüge das Bild der Jungfrau erkennen? Am Auspuff Weihrauch und Myrrhe erschnuppern? Was treibt sie zu solch ödem Fetischismus?

Die „Allgemeinheit“ ist „eingeladen“, per Internet-Voting zu bestimmen, wo der Golf weiterhin Halt macht. Ob Berlin ihn haben will, hat mal wieder keiner gefragt. CLP FOTO: ARCHIV

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