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„Menschen mit prall gefüllten Taschen und flotten Autos“

Mit Pressefotos zeigt das Stadtmuseum Harburg die Geschichte seiner zentralen Achse

Jens Brauer

53, Leiter Stadtgeschichte am Archäologischen Museum Hamburg/Stadtmuseum Harburg.

Interview Darijana Hahn

taz: Herr Brauer, können Sie zunächst ein paar Worte zum Stadtmuseum Harburg ­sagen?

Jens Brauer: Das Stadtmuseum Harburg ist Teil des Archäologischen Museums Hamburg. Hervorgegangen ist das Museum aus dem Museumsverein von 1898. Im Lauf der Zeit hat sich die Archäologie als Schwerpunkt herausgebildet, und das Stadtmuseum ist ein fest umrissener Bereich des Hauses geblieben.

Ist dieser fotografische Stadtspaziergang die erste Fotoausstellung des Hauses?

Nein. Im Mai 2020 lief die erste Staffel der Reihe „Stadt.Land.Foto“, damals mit dem Schwerpunkt 1950er-Jahre. Wir wollen mit der Reihe das, was wir bei unserem Digitalisierungsprojekt zu Tage fördern, zeitnah zeigen und so einen Einblick in unsere Arbeit geben.

Klingt spannend. Was digitalisieren Sie denn?

Das Stadtmuseum hat vor einiger Zeit den Bestand des 2010 verstorbenen Fotografen Gerhard Beier bekommen. Der war 40 Jahre lang Reporter der Zeitung Harburger Anzeiger und Nachrichten gewesen. Das sind insgesamt 190.000 mit Ort und Datum beschriftete Negative. Das ist toll, denn Beier war eben hier in Harburg unterwegs und hat Alltagsgeschichte dokumentiert. Das ist eine ganz wichtige stadtgeschichtliche Quelle.

Warum stellen Sie in der Ausstellung die Lüneburger Straße in den Vordergrund?

Dadurch, dass die Lüneburger Straße in dem von uns gezeigten Zeitraum von 1959 bis 1975 als zentrale Einkaufsstraße eine so unglaublich wichtige Rolle im Alltagsleben der Harburger spielte, gibt es entsprechend umfangreiches Fotomaterial mit ganz tollen Bildern. Es war die Zeit des Wirtschaftswachstums mit schön geschmückten Geschäften, Menschen mit prall gefüllten Taschen und flotten Autos. Aber es war ab 1973 eben auch die Zeit, in der Harburg durch die beiden Großprojekte S-Bahn und Harburger Ring maßgeblich verändert wurde.

Auf dem fotografischen Spaziergang, der von Nord nach Süd führt, also vom Harburger Hafen in Richtung Lüneburg, wird den alten Fotos jeweils die heutige Ansicht gegenübergestellt. Warum?

Die aktuellen Fotos von unserer Mitarbeiterin Joanna Kadlubowska ermöglichen einen spannenden Vergleich zwischen Gestern und Heute. Den älteren HarburgerInnen wird einiges bekannt vorkommen. Die Jüngeren sind eingeladen, eine kleine Zeitreise zu machen.

„Die Lüneburger Straße“: Stadtmuseum Harburg, Harburger Rathausplatz, täglich außer montags, 10–17 Uhr, bis 19. 6.

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