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Theaterautorin über Anarchie„Der Wunsch, ein Clown zu sein“

Wenn das Leben plötzlich schwer ist, hilft es dann, mal ganz anarchisch zu sein? Judith Kuckart über ihr Theaterstück „Kommt ein Clown in ein Hotel“.

„Clownsein hat viel mit Ehrlichkeit zu tun“, sagt Judith Kuckart Foto: Ennio Leanza/dpa
Interview von Andreas Schnell

taz: Frau Kuckart, in Ihrem neuen Stück geht es um die Figur des Clowns. Nicht zum ersten Mal …

Judith Kuckart: Ich habe mich im Rahmen von „Quantenschaum“ in Bremen im Zusammenhang mit dem Thema Gehirn mit Clowns beschäftigt. In „Und wann kommen die Elefanten?“ ging es um die Frage, ob der Mensch sein Herz, seine Seele oder sein Gehirn ist.

Inwieweit ist „Kommt ein Clown in ein Hotel“ eine Fortsetzung dieser Arbeit?

Inhaltlich gar nicht, es ist eher durch den Arbeitszusammenhang eine Fortsetzung, weil mit Svea Auerbach und Markus Seuß zwei dabei sind, mit denen ich schon bei „Quantenschaum“ zusammengearbeitet habe. Mit Erik Roßbander habe ich auch schon gearbeitet. Was auch noch von „Quantenschaum“ mitgekommen ist, ist Matthias Romir, ein echter Clown. Der macht dieses Mal die Clownsregie. Diesmal geht es um die Anteile des Clowns in jeder Existenz, um den Wunsch, ein Clown zu sein, wenn das Leben ganz schwer wird. Um die Freiheit, sich plötzlich total anarchisch sein zu können. Die Schau­spie­le­r*in­nen wollen vielleicht Clown sein, um sich dem Leben gegenüber professioneller verhalten zu können.

Bild: Burkhart Peter
Im Interview: Judith Kuckart

Judith Kuckart ist Tänzerin, Choreografin, Schriftstellerin und Regisseurin. Sie lebt in Berlin.

Ist der Clown im Menschsein also unterrepräsentiert?

Ja, leider.

Geht das denn, zum Beispiel im Büro auf einmal ein Clown zu sein?

Kommt drauf an, wie gut man da ist. Clownsein hat ganz viel mit Ehrlichkeit zu tun.

Anarchisch zu sein, mag einem gerade sehr aktuell vorkommen, wo der Alltag durch Maßnahmen gegen die Pandemie sehr reguliert ist. Kam daher die Idee zu Ihrem Text?

Nein, eher die unendlich lange Zeit, in der wir nicht arbeiten konnten. Die Idee kommt von Svea Auerbach, die von der Clownsidee infiziert war. Sie hatte es damals geschafft, den echten Clown zum Lachen zu bringen. Seitdem ist sie angefixt. Wegen Corona musste das Projekt dann geschoben werden. Von den Schau­spie­le­r*in­nen kam dann aber schon bald die Frage, ob ich nicht Aufgaben für sie hätte. Da hab’ ich ihnen Schreibaufgaben gegeben. Dabei sind sehr viele Texte entstanden, aus denen ich Motive und Ideen genommen habe und zu etwas ganz Neuem montiert.

Theaterstück „Kommt ein Clown in ein Hotel“: Do, 3. 3., 19.30 Uhr, Bremen, Theater am Leibnizplatz

Corona hat auf die Arbeitsbedingungen gewirkt – spielt das auch im Stück eine Rolle?

Natürlich sind dadurch Sachen zum Vorschein gekommen, aber ich würde Corona gern als Schnee von gestern behandeln, nur Schlüsse daraus ziehen wollen. Man kann doch jetzt nicht so tun, als sei das die wichtigste Zeit in unserem Leben.

Im Kulturbetrieb wird diskutiert, ob die Menschen wie zuvor ins Theater zurückkommen. Was denken Sie?

Wir hatten eine öffentliche Probe, bei der waren mehr als hundert Leute. Es gibt wahrscheinlich Wellen, wie beim Virus. Es wird sich jetzt zeigen, ob Theater ein Urbedürfnis ist. Ich glaube, das ist es.

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