Podcast „Inside Kabul Luftbrücke“: Do-It-Yourself-Mission

Mit der Aktion „Luftbrücke Kabul“ retteten Ak­ti­vis­t*in­nen Menschen aus Afghanistan. Ein Podcast erzählt die Geschichte hinter den Evakuierungen.

Mitstreiter:innen der Luftbrücke Kabul sitzen versammelt um einen Tisch

Während das Team organisierte oder telefonierte, liefen Kamera und Aufnahmegerät mit Foto: Lennart Diesen

Zwischendurch scheint Theresa Breuer am Ende zu sein. Seit Tagen versucht sie, Kollegen und Bekannte auf eigene Faust aus Kabul zu evakuieren. Jetzt hört sie, dass ein eigentlich schon zugesagtes Charterflugzeug doch nicht in der Hauptstadt landen wird. „Fuck!“, sagt die Berliner Journalistin, die früher in Afghanistan gelebt und gearbeitet hat. „Ey, ich mein’, die Leute sind schon durch Taliban-Checkpoints durch!“ Dass ausgerechnet ihr bester Freund noch nicht mal diese Hürde geschafft hat, dass er noch nicht am Flughafen, sondern in die Hände der Islamisten geraten ist, erfährt sie erst kurz darauf. Dann kommen die Tränen.

„Inside Kabul Luftbrücke“, sechs Folgen, ab 17. Februar immer donnerstags auf Spotify

Genau ein halbes Jahr ist all das mittlerweile her. Mitte August 2021 nahmen die Taliban Kabul ein. Die westlichen Regierungen, die sich darauf nicht vorbereitet hatten, starteten eine Evakuierungsoperation – so eilig wie chaotisch. Breuer und eine Gruppe von Aktivist*innen, denen die staatlichen Bemühungen nicht ausreichten, organisierten eine eigene Aktion: Die „Luftbrücke Kabul“, die am Ende, nach schlaflosen Nächten voller Tiefschläge, doch noch Menschen aus Afghanistan retten konnte.

Dass die ganze Geschichte filmreif ist, war schon im Sommer klar. Jetzt hat sie es zumindest in einen Podcast geschafft: „Inside Kabul Luftbrücke“ erzählt die Aktion der Gruppe in sechs Episoden nach. Gleich in der erste Folgen, die an diesem Donnerstag erscheint, wird die große Stärke der Serie deutlich: Breuer und ihre Mit­strei­te­r*in­nen hatten ihre Operation im August ausführlich dokumentiert. Kamera und Tonband liefen fast durchgehend mit.

Das Material haben sie für die Produktion des Podcasts zur Verfügung gestellt, es ist dort erstmals zu hören. Die Geschehnisse mussten also nicht, wie so oft bei vergleichbaren Podcasts, durch erzählerische Kniffe umständlich rekonstruiert werden. Die Hö­re­r*in­nen sind stattdessen direkt mittendrin. Oder, wie es im Trailer etwas großspurig heißt: Der Podcast erzählt „die komplette Story hinter einer der krassesten Do-It-Yourself-Evakuierungsaktionen aller Zeiten“.

Außenpolitisches Versagen

Als Host führt der Journalist Emran Feroz, der auch für die taz berichtete, durch die Story. Im letzten Jahr, noch vor der Machtübernahme durch die Taliban, legte er mit „Der längste Krieg“ ein lesenswertes Buch über die Geschichte Afghanistans vor – kenntnisreich, nah dran und mit klarer Haltung. Letztere bringt er jetzt auch in den Pod­cast ein. Von einer Geschichte über „das größte außenpolitische Versagen der jüngeren deutschen Geschichte“ spricht er in der Auftaktfolge so emotional wie anklagend.

Für Empörung boten die Geschehnisse ja auch tatsächlich genügend Anlässe. Interessant wird aber sein, ob es in den kommenden Folgen dabei bleibt – oder ob daneben auch noch Platz für einen nüchternen Rückblick ist. „Luftbrücke“ und Bundesregierung machten sich im August gegenseitig heftige Vorwürfe. Die Bürokratie blockiere, sagten die einen. Die Ak­ti­vis­t*in­nen brächten alles durcheinander, sagten die anderen. Wer im Detail recht hat, ließ sich damals von außen nicht sagen. Mit dem Zugang zu den Originalaufzeichnungen aus den entscheidenden Tagen könnte der Pod­cast jetzt die Antwort liefern.

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