piwik no script img

die listeMakeover im Geiste der Wokeness

Unternehmen wie Disney geben sich mittlerweile progressiv und aufgeklärt. Was aber ist mit den Zeichentrickfiguren von damals? Vier Ideen, wie man sie der heutigen Zeit anpassen könnte

Schon früh lernt man gesellschaftliche, also von Menschen gemachte und veränderbare Wahrheiten als natürliche wahrzunehmen. Wie etwa die Wahrheit, dass die Gesellschaft gespalten ist in jene, die Produktionsmittel besitzen und andere, die nur ihre Arbeitskraft haben, die sie an Erstere verkaufen müssen, um Essen kaufen zu können. In der Welt von Disney lehren das Donald und Dagobert Duck. Zwar steckt potenzielle Gesellschaftskritik darin, wenn Dagobert demonstrativ in seinem Geld schwimmt. Aber dieses Potenzial wird verspielt, wenn Neffe Donald als Depp dargestellt wird, der selbst daran schuld ist, dass ihn ständig Geldsorgen plagen. Zeitgemäßer wäre da ein Onkel Dagobert, der sich wie andere aufgeklärte Millionäre einer Gruppe anschließt, die höhere Steuern für Reiche fordern. Erbin Abigail Disney ist schon dabei.

Unbezahlte Care-Arbeit würde die geknechtete Cinderella im woken Disneyuniversum nicht mehr machen. In einer Neuverfilmung soll sie mit ihrer Stieffamilie Mädelsabend im verdreckten Pyjama machen. Dabei ist es scheißegal, ob der Pyjama eine Hose oder ein Kleid ist. Hauptsache, sie haben eine gute Zeit und schmieden endlich einen Plan, wie sie mit dem Fußfetisch des Prinzen Geld verdienen können.

Winnie Puuh leidet an ADHS und einer Suchtkrankheit (Honig). Esel I-Aah ist depressiv. Das Ferkel hat eine Angststörung. Zum Glück wird (Psycho-)Therapie allmählich enttabuisiert. Damit sich auch im Puuh-Universum endlich Hilfe gesucht werden kann.

Donald Duck tut es, Winnie Puh tut es, und oft sogar Daisy: oben schick, unten nackt. Hosenlose Comic-Tiere erregten einst so viel Ärgernis, dass Donald-Comics in Finnland verboten wurden. Dabei ist die Hosenlosigkeit bloß Bequemlichkeit: Hosen sind schwerer zu animieren. Die Comictiere mit nacktem Arsch haben radikal auf die Realität übergegriffen: Im Fußball toben als Maskottchen untenrum nackte Bären, Dinos, Krokodile und natürlich das berühmteste: der deutsche WM-Löwe Goleo. Alle keusch ohne Geschlechtsteil. Zum woken Comic-Tier gehören endlich ein Penis, eine Vagina oder wie auch immer Dinos untenrum aussahen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen