: Bonjour Mademoiselle
Wie kommt man darauf, einen Duft in ein Cocktailglas abzufüllen? Gerüche haben Arnd-Henning Heissen schon immer fasziniert. Seine Kindheit hat er in Riga, Istanbul, Cincinnati und Wien verbracht, heute ist er ein international bekannter und gefeierter Barkeeper, ausgebildet in der Harry’s New York Bar in Frankfurt am Main und nach einer Station im Münchener Hotel Vier Jahreszeiten seit 2008 in Berlin. 2014 schuf er hier für das Hotel Ritz-Carlton die Fragrances Bar, in der zahlreiche von Parfums inspirierte Cocktails angeboten werden.
Dabei ist Heissen ein grandioser Freestyler, der es liebt, sich von Essensvorlieben und Urlaubserinnerungen seiner Gäste inspirieren zu lassen – und von all den Düften und Aromen, die sich damit verbinden. „Wenn man weiß, was für einen Duft der Gast sich aussucht, hat man eine wichtige sinnliche Information“, sagt er. So lässt er sich leiten, wenn er einen individuellen Cocktail zusammenstellt, und kennt auch die Zusammensetzung vieler Parfums.
„Coco Mademoiselle“, das er für die taz am wochenende interpretiert hat, gehört zu den meist verkauften Parfums der Welt. Zutaten für Heissens Rezept sind, was auch den 2001 entwickelten Chanel-Duft ausmacht: In der Kopfnote enthält er Bergamotte, Mandarine und Orangeblüte, die Herznote ist geprägt von Rose und Ylang-Ylang, in der Basisnote liegen Patchuli, Tonkabohne, Vetiver und weißer Moschus. „Bergamotte steht für Entspannung und Euphorie, Patschuli für Natürlichkeit und Authentizität“, sagt Heissen. Er ordnet jedem einzelnen Bestandteil bestimmte Charaktereigenschaften zu, Moschus strahlt Vertrauen aus, Tonkabohne positive Energie.
5 ml Bergamotte-Vanille Geist(Spiritus Rex)
5 ml Mandarinengeist(Marder)
2 ml Patschuligeist (Deutsche Spirituosen Manufaktur)
2 ml Vetivergeist (Deutsche Spirituosen Manufaktur)
30 ml Himmelswind Sake(Amabuki)
3 Spritzer Orange Bitter (The Bitter Truth)
10 ml Verjus (Avaa)
10 ml Vanille-Tonkabohne-Ylang-Ylang Sirup
20 ml frisch gepresster Orangensaft
1 Eiweiß
Zutaten im Shaker auf viel Eis mixen, in ein Glas schenken und mit 40 ml Rosenwasser (von Fentimens) auffüllenund mit einem Patschuli-Ast garnieren.
Zusammen ergibt das einen jungen Klassiker, blumig-süß, der leicht ins Orientalische geht und immer noch stark orientiert ist an der Chanel-Ikone Nº 5. „Selbstbewusst und sehr weiblich“, sagt Arnd-Henning Heissen, „aber ohne dass man das Bügelzimmer assoziiert.“ Chin-chin. Jörn Kabisch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen