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SCHUL-POSSE Wie es die Stadt Osnabrück nicht schafft, zu ihrer ersten echten Gesamtschule zu kommen

Zum dritten Mal sollen Eltern Osnabrücker Grundschüler derzeit einen Fragebogen ausfüllen. Darin soll der Bedarf für die erste Integrierte Gesamtschule der Stadt ermittelt werden. „Das Landesschulamt hat signalisiert, dass die Schule genehmigt wird, wenn genügend Stimmen zusammenkommen“, sagt der Chef der Osnabrücker FDP-Ratsfraktion, Thomas Thiele.

Seine Fraktion und die CDU hatten für eine zweite „Kooperative Gesamtschule“ gekämpft, in der die Schulzweige nicht abgeschafft, sondern unter einem Dach vereint sind. Doch in Osnabrück regiert Oberbürgermeister Boris Pistorius von der SPD, und der hatte bereits im Juli 2008 eine rot-rot-grüne Ratsmehrheit für die erste Integrierte Gesamtschule der Stadt zusammengebracht.

Laut niedersächsischem Schulgesetz ist die Einrichtung einer Gesamtschule möglich, wenn genügend Eltern Interesse bekunden. 130 Schüler pro Jahrgang hätten es in diesem Fall sein müssen – ein Quorum, das die erste Befragung locker erreichte: Eltern von 1.117 Grundschülern gaben an, ihr Kind an der Integrierten Gesamtschule anmelden zu wollen.

Nach der Befragung kam allerdings heraus, dass der anvisierte Schulstandort, der Schölerberg, nicht geeignet war. Der Ausbau der dort ansässigen Käthe-Kollwitz-Schule wäre mit über 20 Millionen Euro zu teuer geworden. Eine Messung von Schülerströmen ergab zudem, dass der Standort Schölerberg eine „Kannibalisierung“ der Schullandschaft bedeutet hätte. Besonders betroffen wäre das Schulzentrum Eversburg gewesen.

Die Osnabrücker Stadtverwaltung schwenkte um. Nicht der Schölerberg, sondern Eversburg sollte nun der Standort für die Gesamtschule sein. Die nötige erneute Elternbefragung wurde kurz vor den Osterferien angesetzt und war schlampig vorbereitet. Die Beteiligung war so schwach, dass die nötigen 130 Stimmen pro Jahrgang unterschritten wurden.

OB Pistorius tingelt derzeit durch die Grundschulen und leistet Überzeugungsarbeit. Eine weitere Schlappe kann er sich nicht leisten. MATTHIAS STOCKKAMP

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